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Schon immer war die tätige Nächstenliebe einer der wichtigsten Bestandteile des Evangeliums. Unser ganzes heiβ geliebtes wie diskutiertes Sozialsystem stammt weitestgehend der Bibel ab, geht auf Klöster und – im wahrsten Sinne des Wortes – auf barmherzige Brüder und Schwestern zurück. Deswegen sagt selbst 2007 niemand zu den freundlichen Damen im Krankenhaus „Frau Patientenverwalterin, könnten Sie mir bitte mal auf den Schieber helfen“. Noch heute redet jeder die „Frau Patientenverwalterin“ mit der urchristlichen Bezeichnung „Schwester“ an. Leider hat die tätige, christliche Nächstenliebe in den vergangenen Jahrzehnten enorm gelitten. Vater Staat machte fast alles möglich, die Christen wurden da nicht mehr so gebraucht. Eigentlich war das ganz gut so, wäre das Aktionsfeld der Christen dadurch nicht vielerorts auf bloβe theoretische Überzeugungstaten geschrumpft. Und als der Mensch zu allem Überfluss auch noch auf dem Mond landen konnte und glaubte, jetzt sowieso alles erklären zu können, konnte auch das Evangelium manchmal so steril wie r=gj2 klingen (Rettung=Glaube an Jesus zum Quadrat)…

Nun, die Zeiten ändern sich. Zum einen sind die sozialen Leistungen längst nicht mehr so hinreiβend wie einst. Zum anderen wollen sich heutzutage nur wenige zu frommen Formeln überreden lassen. Gute Aussichten also für die Christen des 21. Jahrhunderts, wieder neu zu barmherzigen Brüdern und Schwestern zu werden und unentgeltliche Hilfen zu organisieren, die das Evangelium der Nächstenliebe praktisch und greifbar werden lassen. Groβe Chancen, Europa wieder neu von der Glaubwürdigkeit des Evangeliums zu überzeugen. Die Türen gehen immer weiter auf.

Wäre da nur nicht diese eine Konstante in der Geschichte: Die Trägheit des Menschen. Es ist schwer, Christen zur praktischen Hilfe zu motivieren, und mag es noch so deutlich in der Bibel stehen. Viel lieber diskutiert man „Und die Bibel hat doch Recht“ – was sie ja auch hat, manchmal klingt es nur wie „und ICH habe doch Recht“ – und dabei macht man sich auch keine Hände schmutzig. Da geht es mir ganz genau so wie vielen anderen Noch-nicht-ganz-so-barmherzigen Brüdern und Schwestern meiner Zeit.

Bei CAI ist das auch nicht anders. Man versucht deshalb, das Dienen wieder neu zu lernen, indem man ganz einfach anfängt, wieder ganz praktisch zu dienen. Am einfachsten ist es immer zu mehreren. Die Brüsseler CAI Kollegen kamen unter der Leitung von Carlton Deal als erstes auf die Idee, mit einer Aktion zu beginnen, die der ganzen Stadt dienen soll. Deshalb nannte man es „Serve the City“. Man organisierte portable Küchen für die, die selten regelmäβig zu essen haben, oder Konzerte und Sportveranstaltungen für die, die selten was zu lachen haben. Oder man ging mit Digitalkamera und Printer in Asylheime und machte schöne Familienfotos für die, die keine Fotos mehr von sich besitzen. Die Idee zog in wenigen Jahren groβe Kreise. Mittlerweile wurden in vielen Groβstädten wie Amsterdam oder Moskau „Serve the City“ Projekte durchgeführt.
Das jüngste war in Wien am letzen Montag. Fast 300 CAI’ler schwärmten in die Hauptstadt Österreichs um zusammen mit bestehenden Gemeinden an fast 20 verschiedenen sozialen Projekten zu arbeiten. Dazu gehörten Aktionen Ideen wie einer bedürftigen Person einen neuen Fuβboden in die Wohnung zu legen, die Schwestern des Dritten Ordens bei der Obdachlosenspeisung zu unterstützen, eines Kinderprogramms oder Reinigungsarbeiten. Unsere Familie ist mit 25 anderen Helfern in einem Caritas Altenheim gewesen, um 23 Rollstuhlfahrern einen Ausflug in den Wiener Zoo zu ermöglichen. Der Leiter des Altenheims war so platt und glücklich über diese Aktion, dass er ankündigte, im nächsten Jahr selbst mitzumachen, wenn so etwas wiederholt werden sollte. Das Personal stellte unentwegt Fragen, wie es denn komme, das so etwas gemacht werde, und ich hatte ungezählte Gespräche über die Liebe Gottes zu den Menschen, die wir als Christen wieder neu zum Ausdruck bringen möchten. Bis jetzt sind „Serve the City“ Projekte nur punktuelle Ereignisse. Viele Gemeinden und Städte von USA bis Südafrika haben Interesse angekündigt, „Serve the City“ Projekte durchführen zu wollen. Auch in Göteborg wird es einmal stattfinden, wenn wir erst eine entsprechende Gröβe erreicht haben. Ich wünsche mir, dass aus den einzelnen Veranstaltungen eine Dauerhaltung wird. Ich wünsche mir und bete darum, dass alle die, die sich überzeugte Christen nennen, ganz neu entdecken lernen, dass geben wirklich seliger denn nehmen ist. Wenn unser Dienst aus einem Herz voller Liebe und zur Ehre des Sohnes Gottes getan wird, spiegeln wir sein Bild vielleicht sogar besser wieder als in so mancher Predigt.
Mehr Fotos von Serve the City gibts hier:http://www.christianassociates.org/wp-content/plugins/falbum/wp/album.php?album=72157601563300526

Author

marcusis@icloud.com

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