Ja, ich lebe noch. Eine ganze Woche lag ich entweder im Bett oder auf dem Sofa, aber nun sollte es wieder aufwärts gehen.
Kleine Episode aus dem schwedischen Gesundheitssystem gefällig? Wenn man in Schweden krank wird, hat man keine freie Arztwahl, sondern man geht zur einer sog. Vårdcentral, eine Art Gesundheitszentrum. Auch hier gibt es keine Wahl, jeder PLZ ist seine Vårdcentral zugeordnet. Und wenn man dorthin kommt, wird man sofort wieder nach Hause geschickt, man muss nämlich vorher anrufen und einen Termin ausmachen. Das ist so eine Sache, weil die Leitungen oft hoffnungslos überlegt sind. Die Telefonsprechzeiten sind außerdem recht begrenzt, und wenn man es nicht schafft, durchzukommen, kann man es ja morgen wieder versuchen. Bekommt man einen Termin, heißt das, einen Termin zu haben, an welchem man 100 Kronen bezahlen darf. Pro Besuch versteht sich, nicht pro Quartal. Danach wartet man auf die medizinische Untersuchung einer Krankenschwester. Das kann durchaus einige Stunden dauern. Wenn es so schlimm ist, dass man einen Arzt braucht, wartet man weiter. Kann durchaus noch eine Stunde dauern. Oder mehr.
Wenn es einem so schlecht geht, dass man nicht bis zum nächsten Tag warten kann, dann geht man zur Akut Central. Da war ich am Donnerstag. Hier braucht man nicht vorher anrufen. Das heißt, man zieht seine Nummer und wartet etwa eine Stunde, bis man bezahlen darf. 200 Kronen kostet die Akutbehandlung, jedes Mal, auch nicht pro Quartal. Nachdem man bezahlt hat, bekommt man gesagt, wie lange es voraussichtlich dauern wird. In meinem Fall hieß es, ich solle mich auf drei bis vier Stunden einstellen. Ich könne ja noch ein bisschen in die Stadt gehen. Unglücklicherweise fühlte ich mich ausgerechnet an diesem Tag mit Fieber, Kopfweh und starkem Husten nicht nach Bummeln. Schade auch.
Wenn es einem so richtig dreckig geht, geht man ins Krankenhaus. So schlimm war es bei mir noch nicht. Zum Glück. Denn diese Woche stand in der Zeitung, dass die Akutaufnahme der Uniklinik zurzeit Wartezeiten von bis zu 24 Stunden habe. Bis dahin regelt sich so manche Krankheit vielleicht ganz von selbst…
Also, jetzt bin ich ja wieder einigermaßen gesund. Und ich kann auch ganz gut mit dem schwedischen Gesundheitssystem leben, auch wenn es etwas nervig ist, besonders, wenn man sich nicht fühlt. Womit ich nicht so gut leben kann, ist, wenn ich Deutsche über das deutsche Gesundheitssystem motzen höre. Dass alles immer schlechter werde. Und teurer. Und überhaupt. Wenn ich es richtig sehe, ist das deutsche Gesundheitssystem aus Sicht des ganz normalen Kassenpatienten eines der besten der ganzen Welt. Vielleicht wird es ja wirklich eines Tages schlechter. Dann gleicht man sich wahrscheinlich nur etwas dem internationalen Standard an. Und motzt immer noch auf hohem Niveau. Ich jedenfalls bin dankbar, dass ich meinen Hustensaft aus der Apotheke und mein Fieber runtergebracht habe.