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Es gibt Zeiten, die sind ruhiger. Es gibt Zeiten, die sind nicht so ruhig. Und manchmal gibt es Zeiten, in denen sehr viel los ist. In den letzten Wochen bin ich mehr oder minder voll in den Vorbereitungen für TjänaStan.
Wie immer, wenn eine Großveranstaltung organisiert werden muss, gibt es sehr viel zu tun. Nicht nur die normalen Vorbereitungen; es kommt dazu, dass wir alles an TjänaStan ja zum allerersten Mal machen und Null Erfahrungen damit haben. Außerdem machen wir es in einem anderen Land, wo die Regeln und Gepflogenheiten anders sind, und alles will erst herausgefunden werden. Oft stellt sich erst nach Wochen raus, dass der eingeschlagene Weg ein hölzerner war, und man darf wieder von vorne anfangen. Die Sprache ist ein weiteres Hindernis: Auch wenn wir mittlerweile ganz gut schwedisch sprechen, so fühlt man sich dennoch immer noch begrenzt in seinem Sprachgebrauch, was sich insbesondere beim Kontakt mit offiziellen Stellen spürbar macht, finde ich. Es ist außerdem das erste Mal, dass das Team als echtes Team zusammenarbeiten muss, und auch das funktioniert in den seltensten Fällen automatisch, das heißt, als Teamleiter sind wir auch hier gefordert, das Team positiv zu gestalten. Wir wünschen uns und beten dafür, dass 100 Freiwillige aus möglichst vielen Gemeinden und aus unseren Freundeskreisen an TjänaStan teilnehmen Aber das geht nur, wenn diese Leute auch darüber Bescheid wissen und gleichzeitig das Gefühl haben, dass es eine gute Sache ist, da mitzumachen. Das heißt, ich versuche so viel Werbung wie möglich zu machen, erkläre so vielen Menschen wie möglich die Theologie und die Botschaft, die wir mit TjänaStan in Göteborg predigen wollen. Es freut mich, dass ich über diese Tour sowohl Christen als auch Nochnichtchristen exakt die gleichen Inhalte erklären kann – von einem Gott, der diese Welt unendlich liebt, dem insbesondere die Hilfebedürftigen sehr am Herzen liegen, und der eine Agentur auf der Welt eingerichtet hat, diese Liebe zu den Menschen zu bringen. Und das in einer Sprache, die die Menschen auch verstehen: Jesus sprach aramäisch, das Neue Testament wurde in der damaligen Weltsprache Griechisch verfasst, und heute spricht man viel über die Sprachen der Liebe. Wir wollen Gottes Liebe in einer für die Menschen verständlichen Sprache predigen.  Es freut mich zu sehen, dass die allermeisten mit einem echten, aufrichtigen Interesse reagieren, und den Gedanken herausfordernd positiv finden. Es freut mich, ermutigende schwedische E-Mails darüber zu bekommen. Es beunruhigt mich zur gleichen Zeit, dass sich bis heute noch nicht viele verbindlich angemeldet haben. Es beunruhigt mich auch, dass einige sehr wichtige organisatorische Angelegenheiten noch nicht geklärt werden konnten, so suchen wir z.B. seit Monaten nach einem Platz für das Gospelkonzert, mit welchem der Tag ausklingen soll. Es beunruhigt mich ebenfalls, dass ich täglich neue Ideen bekomme, was man eigentlich noch machen könnte oder sollte oder schon längst getan haben sollte. In dieser Zeit, wo tausend Dinge gleichzeitig in meinen wenigen grauen Zellen herumschwirren, gewinnt eine Lektion große Bedeutung, die Gott mir jahrelang gepredigt hat, noch bevor wir nach Schweden ausreisten: Es kommt nicht auf die Leistung der Kinder Gottes an. Es kommt auf die Liebe und Treue der Kinder Gottes zu ihrem himmlischen Vater an. Wir sollen nur das tun, was Er tut. Nur das, was wir Ihn tun sehen, sollen wir nachahmen. Ohne Ihn können wir nichts tun. Wenn Er es nicht tut, können wir es erst recht nicht. Es bedeutet, bei allem Fleiß das dankbar hinzunehmen, was funktioniert Und bei allem Fleiß das geduldig weiter zu probieren oder auch gelassen stehen zu lassen, was nicht klappen will. In den letzten drei Wochen habe ich mir etwas Neues zur Gewohnheit gemacht. Jeden Morgen beim Erwachen, sobald mein müdes Hirn noch im Bett liegend in der Lage ist, in einfachen Mustern zu denken und die Augen noch geschlossen sind, beginne ich, ein Lied zu beten: Lobe den Herrn, meine Seele. Ich erinnere mich selbst, dass ich allein zur Ehre Gottes lebe, und nicht zu meiner eigenen. Ich treibe mich zur Anbetung, fordere mich selbst auf, den Tag noch bevor er wirklich beginnt mit Gotteslob anzufangen. Ich wiederhole die Strophe immer und immer wieder und stehe nicht auf, bevor mein noch träger Geist jedes Wort bewusst und zustimmend mitbetet: Lobe den Herrn, meine Seele Und Seinen heiligen Namen Was Er dir Gutes getan hat Seele, vergiss es nicht! Amen. Lobe, lobe den Herrn! Lobe den Herrn, meine Seele! Ich habe nicht das Gefühl, dass es deswegen weniger zu tun gäbe. Ich habe aber das Gefühl, dass die Prioritäten anders liegen und mein Inneres ausgeglichener ist. Und irgendwie ist es schön, die Tage so zu beginnen. 

Author

marcusis@icloud.com

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