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In meinem letzten Post “Leute, Leute” schrieb ich: “Wobei ich ausdrücklich dazu sagen muss, dass es NICHT unser erklärtes Ziel ist, Leute sonntags in den Gottesdienst zu kriegen.”Manche fragten sich: Was?! Es ist kein Ziel, Leute in den Gottesdienst zu bringen? Ja, aber… – was dann?”

Freunde oder Nachbarn soweit zu bringen, dass sie sonntags mitkommen in einen unserer Gottesdienste, ist ein extrem hoher Wert in Freikirchen. Man richtet spezielle “Gästegottesdienste” ein, um gewisse Menschen zumindest einmal dazu zu bringen, die Schwelle zu überwinden. Der Gottesdienstbesuch folgt der Mitgliederzahl als ultimativer Maßstab einer Gemeinde. An der Zahl der “Gäste” wird die missionarische Aktivität einer Gemeinde gemessen. Ich las von einer Gemeinde, die einmal jährlich eine Harley-Davidsson an jenes Gemeindemitglied verschenkt, welches die meisten Gottesdienstbesucher mitgebracht hat. (Klar, kann nur in Amerika gewesen sein… Aber ein kleines bisschen sind wir in Europa auch so.)

Nun bezweifle ich gar nicht, dass es gut ist, Freunde in die Gemeinde oder in den Gottesdienst einzuladen. Ich tue es ja selbst auch. Ich zweifle aber, ob es das ultimative Ziel sein sollte, Menschen in den Sonntagsgottesdienst zu locken in der Hoffnung das sie “es” da schon erleben und begreifen werden. Und wenn es ihnen gefällt, werden sie wieder kommen, und dann werden sie Christen werden und dann: Mitglieder. Ich zweifle an dieser Strategie.

Ich zweifle mittlerweile auch, ob es der richtige Ansatz ist, den Gottesdienst “gästefreundlich” zu gestalten, die Musik den Gästen anzupassen, das Programm den Gästen anzupassen usw. Ich zweifle einerseits, weil es nur die westliche Konsumorientierung widerspiegelt: Die Gäste wollen Programm, gut und kurzweilig, und deshalb bieten wir es ihnen. Wir machen es wie RTL, nur nicht ganz so professionell, dafür aber christlicher. Ich zweifle außerdem, weil die meisten Gäste sich während des auf sie abgestimmten Gottesdienstes irgendwo auf Flohmärkten, Autoshows, Brunchhotels oder sonstwo herumschlagen und sich einen Kehricht um den zeitgemäßen Gottesdienst scheren. Ich frage mich, ob die Gottesdienstzeit nicht sinnvoller genutzt wäre, sich voll und ganz auf die Anbetung unseres unschreiblichen Herrn und Gottes zu konzentrieren, sich IHM neu hinzugeben und auszuliefen und die Christen bewusst auf ihre Jesusnachfolge auf Flohmärkten, in Brunchhotels und sonstwo zuzurüsten.

Nun wird dieser Post viel länger als gedacht (und für eine englische Übersetzung reicht die Zeit nicht mehr – und meine Kinder, die das sonst schon mal für mich tun, sind in den Ferien), aber lasst mich noch versuchen, es so zu erklären: Jede gesunde Gemeinde hat im Grunde vier Hauptaufgaben:

1. Gottesdienst und Anbetung

2. Gemeinschaft

3. Lehre und Jüngerschaft

4. Mission.

Im Zentrum steht Jesus, und die große Herausforderung besteht darin, alles mehr oder weniger gleichzeitig zu machen. In fast allen Gemeinden, die ich kenne, ist “Gottesdienst” das Zentrum des Gemeindelebens:

Im Gottesdienst geschieht Anbetung

Im Gottesdienst erleben wir Gemeinschaft

Im Gottesdienst geschieht Lehre

Im Gottesdienst geschieht Mission (wir laden zum Gottesdienst ein, hier soll man hinkommen)

Hier ist meine Frage, die mich beschäftigt: Wie sähe eine Gemeinde aus, die NICHT um den Gottesdienst herum organisiert ist, sondern die komplett und vollständig um Mission herum organisert ist? Eine Gemeinde, die den sich selbst sendenden Gott reflektiert (und keine Institution)? Die den gesandten Sohn widerspiegelt? Die anbetet wie verrückt, weil sie Gott so sehr braucht in einer dunklen Welt da draußen? Die eine zusammengeschweißte Gemeinschaft reflektiert, weil sie wie in “LOST” in einer gecrashten Welt überleben muss? Die ausschließlich lehrt, um Jünger für ihre Sendung zuzurüsten? Wie sähe eine solche Gemeinde aus? Wäre die Einladung in den Gottesdienst das erklärte Ziel einer solchen Gemeinde? Wenn ja, warum? Wenn nein, was dann?

Author

marcusis@icloud.com

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