Noch genau erinnere ich mich an eine der ersten Predigten, die ich in meinem Leben bewusst hörte. Ich war gerade Teenager und noch kein Jesusnachfolger. Der Prediger erzählte in lebhaften Bildern die Geschichte eines Seiltänzers, der seine Kunststückchen auf einem zwischen zwei Häusern gespannten Seil vorführte und damit die unten stehende Menge begeisterte. Vor jedem neuen Kunststück fragte er sein Publikum, ob es ihm den folgenden Trick denn wohl auch zutraue. ”Glaubt ihr, dass ich auf dem Seil springen kann?” ”Glaubt ihr, dass ich selbst eine Schubkarre auf die andere Seite balancieren kann?” ”Ja! Ja!” schrie die erwartungsvolle Menge, die nicht enttäuscht wurde, denn jedes angekündigte Kunststück wurde mit faszinierender Präzision ausgeführt. ”Glaubt ihr, dass ich die Schubkarre gefüllt mit zwei Sandsäcken wieder zurückfahren kann?” Ja! Ja! Lass es uns sehen!” Nachdem die Sandsäcke auf der anderen Seite abgeladen waren, kam die Frage: ”Glaubt ihr denn auch, dass ich einen erwachsenen Menschen in der Schubkarre fahren kann?” ”Natürlich! Los, wir wollen es sehen!” ”Dann brauche ich einen Freiwilligen!” Da wurde es abrupt still. Niemand wollte Freiwilliger sein. Glaube ist, in die Schubkarre einzusteigen, resümierte der Prediger. Nur unten stehen und rufen „Ja, ich glaube!“ ist kein Glaube, sondern wertloses blabla.
An diese Geschichte denke ich, wenn ich die diesjährige Jahreslosung höre. Denn das Leben ist oft wie ein Seiltanz. Faszinierend und gefährlich zugleich. Manche trauen sich gar nicht erst los, manche bleiben stecken, manche stürzen ab, manche kommen rüber. Euer Herz erschrecke nicht, sagt Jesus. Erschreckt nicht ob der Höhe, der Länge, des Seitenwindes. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Steig ein in die Schubkarre, ich habe schon viele rübergefahren.
Sitze ich auch einmal drin, in der Schubkarre, heißt es, ruhig zu bleiben. Sitzen zu bleiben. Sich nicht über den Rand herauslehnen. Selbst wenn es anfängt zu stürmen und gewittern.
Es ist die hohe Kunst des Lebens, ruhig zu bleiben, nicht zu erschrecken und jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt. Ohne Glauben ist das unmöglich, absolut undenkbar, so ist meine These. Man kann natürlich viel glauben und sein Vertrauen in unterschiedlichste Dinge setzen. Meines Erachtens ist aber nur der Seiltänzer meines vollen Vertrauens würdig, der schon mal auf der anderen Seite angekommen und wieder zurückgekommen ist.
Und der sagt: Glaubt an Gott und glaubt an mich.
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Ever heard of the “Moravian Daily Bible texts”? For each year they also draw an annual Scripture watchword, which is pretty important and very popular among German Christians of all churches and denominations. The 2010 watchword (“Jahreslosung 2010” is John 14:1,
Do not let your hearts be troubled. Trust in God; trust also in me. (NIV)
I clearly remember one of my first sermons I ever heard. I was a young Teenager and far away from being a Christian. I was probably on my way closer to God and God’s spirit was surely working within me, otherwise I would not remember this particular sermon. The preacher was describing vibrantly the story of a wirewalker who performed his daring feats on a high and long wire between two buildings. Before he came up with a new trick he asked the public if they would believe that he would be able to do this and that. “Yes! Yes!” the crowd screamed each time. So he continued his performance. “Do you believe I can push a wheelbarrow on the wire to the other side?” “Yes, of course! Show it to us!” And so he did. “Do you believe I can push it back, filled with two sandbags?” “Yes! Yes! Do it!” And so he did. “Do you believe I could push a human being in the wheelbarrow all the way to the other side?” “Yes! Come on! We want to see it!” “So I need a volunteer! Would please one of you come up?” All of a sudden the jubilance of the crowd died down. No one dared to volunteer. Faith is taking a seat in the wheelbarrow, the preacher concluded. Just standing and shouting, “Yes, I believe!” is nothing but worthless blah blah.
This story comes to my mind as I hear the 2010 watchword. Because life is often like a dance on the wire. Fascinating and dangerous at the same time. Some never dare to start, some get stuck, some fall down, some manage to reach to other side. Jesus says, don’t let your heart be troubled. Do not be scared about the height, the length, the side winds. Trust in God and get into the wheelbarrow. And trust in me. I pushed already lots of people to the other side.
And once I am in that scary wheelbarrow I need to sit still. Don’t get up. Don’t lean out. Don’t start hard discussions with the wirewalker. Even if it starts blowing, raining, thundering. Don’t worry.
The high art of life is staying calm and relaxed, taking each day just as it comes across. This is absolutely impossible without faith. Of course, we can trust many things and believe in countless doctrines. But I say there is only one wirewalker who’s really worth to be trusted: It’s Him, the only one who came to the other side AND back again.
And He says, trust in God and trust in me.
1 comment
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Interessant. Ich hatte vor einer Woche bei einer Kurzpredigt vor vielen hilfsbedürftigen Menschen den gleichen Input gegeben. Scheint eine weiterverbreitete Story zu sein – mit dem Seiltänzer.
Euch auch noch einen guten Jahresbeginn. Grüße aus Berlin, Matthias