Nun sind wir also mittendrin im Gemeindegründungskurs bei ALT (vormals SALT). Er ist Teil eines Wahlkursprogrammes und ich freue mich, eine Gruppe von 20 Studenten unterrichten zu können. Eine tolle und motivierte Truppe habe ich da beisammen, über die ich mich richtig richtig freuen kann. Als etwas ganz besonders Bereicherndes erlebe ich persönlich immer wieder Diskussionen und Nachfragen. Zum Beispiel sprachen wir über geschichtliche Entwicklungen, traditionelle Ansätze und heutige “missionale” Konzepte. Der Begriff “missional” scheint das althergebrachte Wort “missionarisch” wohl mehr und mehr abzulösen, und so mancher wundert sich über den Unterschied – nicht nur Theologiestudenten.
“Ist ‘missional’ zu schwammig, nebelhaft? Muss man nicht irgendwann auch mal raus mit der Botschaft? Sind wir nicht zu vorsichtig?“
Solche Fragen sind nicht nur berechtigt, sondern dringend nötig. Viele Christen erleben nämlich Unfreiheit, wenn es darum geht, im Alltag über Jesus zu sprechen, fühlen die Angst, man könnte jemand auf die Füße treten oder gar überfahren, eine Freundschaftsbeziehung auf’s Spiel setzen. Der Grund liegt wohl darin, dass im Laufe der Geschichte zu viele Menschen mit dicken Bibeln totgeschlagen wurden. “Missionarisch” ist gerade in pluralistischen Zeiten ein anrüchiges Wort geworden. Mission? Nein, danke. Studenten, die sich zu einem Kurs “Gemeindegründung” anmelden, haben aber ein natürliches Verlangen, Jesus bekannt zu machen, und sorgen sich daher über eine übertriebene Vorsicht.
Muss man also nicht irgendwann auch mal raus mit der Botschaft? Meine Antwort auf die Frage ist eindeutig: Nein! Wir sollten keinesfalls “irgendwann mal” raus mit der Botschaft, sondern unser ganzes Leben muss eine klare und unmissverständliche Botschaft sein! Und die Botschaft ist: Jesus ist der einzige Herr der ganzen Schöpfung; ihm und nur ihm folgen wir! Wir brauchen kein schwammiges Blabla, sondern klare, liebevolle, mutige und verständliche Täter und Erklärer dieser Botschaft – ganz so wie Jesus es war.
Der “Missionarische” wartet auf Gelegenheiten, wo er dann “rauskann” mit der Botschaft, die Katze sozusagen aus dem Sack lässt. Der “Missionale” hingegen wartet nicht auf Gelegenheiten, sondern designt sein ganzes Leben bewusst so, dass es allezeit möglichst klar und deutlich Jesus widerspiegelt. Er denkt ständig darüber nach, wie das Heilige (nämlich Glaube und Nachfolge) und das Profane (meist Beruf und Alltag) zu einem harmonischen Ganzen verschmolzen werden kann, welches den König der Könige verherrlicht. Der Missionale wünscht sich, dass sein ganzes Leben voller Anknüpfungspunkte an die gute Nachricht ist. Die Missionalen wollen durch ihre Art, wie sie ihre Zeit planen oder ihr Geld ausgeben, ihre Wohnung möblieren oder den Urlaub verbringen, das Essen auswählen oder (k)ein Auto kaufen Gott möglichst deutlich reflektieren und Neugierde auslösen. Jesus ist Herr über ALLES, nicht nur den Sonntagvormittag oder die Bibelstunde. Franz von Assisi beschrieb den missionalen Lebensstil sehr treffend mit den Worten: “Predige das Evangelium zu jeder Zeit – und wo nötig, benutze Worte!” Das ist missional, und das ist eigentlich recht eindeutig, oder?
Es geht dabei nicht um Etiketten, Wortdefinitionen oder gar Haarspaltereien was nun “missionarisch” und was schon “missional” ist. Es gibt viele “Missionare”, die als Kauffrau, Ingenieur, Bauarbeiter oder Arzt ein sehr “missionales” Leben führen – und es gibt andere, die nennen sich “missional” und werden eines Tages doch zu hören kriegen “Weichet von mir, ihr Übeltäter, ich habe euch nie gekannt!” Mir ist es eigentlich egal, welches Etikett draufklebt, wichtig ist, was drin ist.
Mir ist hingegen nicht egal, wenn man meint, wegen unseres Glaubens undurchschaubar oder unpräzise sein zu müssen. Diese Angst sollte man schlichtweg im Namen Jesu zurückweisen. Denn da gebe ich meinen Studenten recht: Wenn Jesus nicht deutlich wird, was dann? Dann wird auch nie eine neue, lebendige, deutliche Gemeinde gegründet werden.
Ich bin übrigens sehr froh und dankbar, dass Christian Associates diesen Kurs mit diversem Material tatkräftig unterstützt, um eben diese Deutlichkeit zu fördern und den Studenten Mut zu machen. Denn leidenschaftliche Jesusnachfolge steckt CA tief in den Genen.