(Jes 5,1-7. Eine Strophe, auf die Jesus oft Bezug nahm als er die arrogante Verbohrtheit seiner Zeit anklagte.)
Ich werde meinem lieben Freund ein Lied singen,
ein Liebeslied über seinen Weinberg.
Mein geliebter Freund, er hatte einen Weinberg.
Ein großartiger Weinberg in allerbester Lage.
Er grub ihn um.
Er zog das Unkraut.
Er pflanzte seine edelsten Reben.
Er baute sogar einen Turm
und eine Weinpresse.
Er wartete geduldig auf die Frucht,
auf prächtige Trauben und edlen Wein.
Doch zu seinem Entsetzen
bekam er
laute faule Trauben.
Hört mir zu, was ich euch sage,
ihr, die ihr in Jerusalem lebt.
Was glaubt ihr wohl, was geht hier ab?
Was ist es
zwischen mir und meinem Weinberg?
Fällt euch etwas ein,
irgendetwas,
das ich hätte tun können,
das ich hätte mehr tun können
das ich nicht schon getan habe?
Bester Boden,
viel Sonne,
nichts, das hätte besser sein können –
warum bringt er trotzdem
nichts als
faule, bittere Trauben?
Aber gut, nun werde ich euch sagen,
was ich zu tun gedenke.
Zäune werde ich einreißen.
Mauern werde ich abreißen.
Der Weinberg wird zertrampelt werden.
Es wird ein Fleck des Unkrauts werden
und Disteln und Dornen werden die Herrschaft übernehmen.
Und
– hört! –
den Wolken werde ich gebieten
nie wieder
auf dieses Stück Land
zu regnen!
Begreift ihr es?
Der Weinberg, das ist Israel.
Männer und Frauen Judas, auf die ich so stolz war.
Ich wartete auf die Frucht der Redlichkeit,
doch was ich bekam, war Mord und Totschlag.
Ich freute mich auf die Ernte der Gerechtigkeit
doch hörte nur das Schreien und Klagen der Opfer.
(Dieses Lied steht in starkem Kontrast zum Verhalten der Frau, die Jesus vor dem letzten Abenmahl mit teurem Öl salbte. Diese Frau zeigte nämlich echte Reue und Dankbarkeit. Sie ist heute am Karmittwoch unser Vorbild.)