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Im April bat mich der neue Studienleiter der ALT-Ausbildung (vormals SALT) noch einmal, ab ersten Mai bis zur Sommerpause vertretungsweise für meinen Göteborger Kollegen einzuspringen, der zur Zeit nur eingegrenzt zur Verfügung stehen kann. Was sich nach einem Haufen Extraarbeit und vielen Überstunden anhört (und nicht nur anhört…), zahlt sich für mich zu weiten Teilen als unerwarteter Segen aus. In vielen Studiengruppen, die ich nun zu leiten oder zu moderieren hatte, wurden Themen diskutiert, die gerade jetzt vor H2Os Schritt “Church” (gemäß unseres sog. “Missional Action Plans“*) an der Reihe sind. So manche Frage konnte ich so formulieren, dass sie nicht nur für die Studenten, sondern auch für mich und H2O relevant wurde. Die allermeisten Studenten kommen aus traditionellen Gemeinden aller Denominationen einschließlich schwedischer Kirche, sehen die Probleme, mit denen die Kirche zu kämpfen hat, spüren den großen Veränderungsbedarf und lesen Literatur, die sich mit der Problematik beschäftigt. Die Studiengruppen, Diskussionen oder Semesterarbeiten helfen mir enorm, die Seele der hiesigen Menschen besser zu verstehen.

Im Moment bin ich nämlich trächtig, jawohl. Schwer trächtig. Da wächst etwas heran in meiner eigenen Seele, in meinem Kopf, in meinem Herzen. Es sind die Grundstrukturen einer möglichen Gemeinde im 21. Jahrhundert. Die Weiterentwicklung H2Os. Und da kommen so viele Gedanken zusammen. Es fühlt sich an, als wären es ungefähr 10.000 mal zu viele, um sie alle bearbeiten zu können. Sechs Jahre Schweden haben eine Menge Erfahrung entstehen lassen. Multipliziert mit einem CIU-Theologiestudium mal CA mal deutscher Gemeindeerfahrung hoch eigenes Leben als Jesusnachfolger. Das ist keine Milchmädchenrechnung mehr. Das wird höhere Mathematik. Und in all dem lässt Gott mich für sechs Wochen vertretungsweise Studienbegleiter werden. Er führt mich mit Studenten zusammen, die – ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was in mir gerade vorgeht – meine Gedanken und Gefühle zum Thema H2O plötzlich in Worte kleiden. Und das auch noch in fließendem, perfektem schwedisch. Ist Gott nun genial oder ist er genial?!

Ich bin noch lange nicht soweit, dass ich hier alles wohlstrukturiert präsentieren könnte und das würde ich zunächst auch nur mit meinem Team tun, aber einzelne Fragmente klären sich recht deutlich. Und ich bin wieder einmal dankbar und regelrecht baff vor Staunen, wie Gott (wohlgemerkt: ER!) die Puzzelsteine mit der Ihm eigenen Geduld Stück für Stück zusammensetzt.

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* leider bin ich aus heute genanntem Grund Mai nun doch nicht – wie im Gebetsbrief angekündigt – dazu gekommen, mehr zum Missional Action Plan zu schreiben. Im Juni dann.

Author

marcusis@icloud.com

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