…dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden (Ps 90,12). Ein Vers, der oft Friedhofsstimmung verbreitet und nur selten außerhalb der Trauergottesdienste öffentlich zitiert wird. Vor wenigen Wochen wurde unsere Familie unverhofft wieder einmal daran erinnert, wie schnell es gehen kann, dass jemand abtreten muss. Die Endlichkeit des Lebens ist ein heute gerne vermiedenes Thema, fast schon ein richtiges Tabu. Kommt man in einem Gespräch dann doch auf den Tod zu sprechen, erhält man nicht selten diese unbeholfene, drückende Stimmung, diese Wortverlegenheit und das Verlangen, möglichst bald wieder Thema wechseln zu können. Ich denke, wir alle kennen das recht gut. Es sei wie es sei, mir wurde jedenfalls in diesem Sommer wieder einmal die ungeheure Wichtigkeit der Hoffnung deutlich, die wir in der Auferstehung haben: Die Aufersthung Christi als Resultat einer gigantischen Rettungsaktion Gottes, die Auferstehung Christi gleichzeitig als winziger Sproß und Vorbote einer gigantischen Totalerneuerung der kompletten todverfallenen Schöpfung.
Wer keine Auferstehung kennt, hat vielleicht allen Grund zu Verlegenheit und Bedrücktsein. Wer aber nicht nur die Auferstehung kennt sondern auch den Auferstandenen und die Kraft dahinter, der hat allen Grund, über Tod, Hoffnung und neues Leben zu sprechen. Dann kann unsere jetzige Endlichkeit ein Ansporn sein, das neue Leben schon hier und jetzt und mit Fleiß zu leben und bekanntzumachen. Oh Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden!