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Was 2009 mit einer spontanen Einladung begann ist nun schon fast ein regelmäßiger Rhythmus geworden: Zum vierten Mal nahm ich zusammen mit 14 weiteren Göteborger Männern an der von meinem Freund Gunnar organisierten Schweigefreizeit im klösterlichen Schloss “Bjärka-Säby” in der Nähe Linköpings teil. In den gut 60 Stunden des Schweigens nehmen wir fünf Mal täglich an den sogenannten Stundengebeten teil und bekommen zwei tägliche “Unterweisungen” des koptischen geprägten Pfingstlermönches Peter Halldorf (ein Unikat, siehe Foto), dieses Jahr über den Propheten Jeremia. Die restliche Zeit ist für das eigene Bibelstudium, Gebet, zum Lesen oder Spazierengehen gedacht. Kein Handy, kein Internet, kein Telefon. In der Regel braucht es mindestens 24 Stunden, bis die ständige innere Rush-Hour einigermaßen abgeklungen ist. Wie hochtourig unserer innerer Motor ständig läuft, merkt man erst, wenn alle diese externen Stressfaktoren abgeschaltet werden und man sich abgelegen in der Stille eines der ältesten und größten Eichenwaldes Europas befindet.

Viele Menschen halten heute keine Stille mehr aus, weil die fehlende Dröhnung plötzlich alle internen Stressfaktoren hochkommen lässt – Ärger, Enttäuschung, Angst, Konflikte und viel mehr. Kein Wunder also, dass letztlich immer mehr ausbrennen und innerlich vor die Hunde gehen. Eine Schweigefreizeit mit der dort ebenfalls angebotenen Seelsorge kann aber ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Für mich als Antilithurgiker und wenig kirchlich geprägter Mensch ist dieses Kontrastprogramm wie eine jährliche Kalibration – man lässt alle Anforderungen, Erwartungen und Herausforderungen bewusst hinter sich, um sich einmal jährlich ausschließlich auf Gott und Sein Reden konzentrieren zu können. Es ist erstaunlich, wie deutlich Gott durch seinen Heiligen Geist reden kann, wenn man ihn nur mal zu Wort kommen lässt. Ob ich Stimmen höre? Nein, ich höre keinen Stimmen. In meinem Fall spricht Gott meistens so, dass durch ein Buch, einen Vortrag oder einen Bibeltext ein ganz bestimmtes Thema aufgebracht wird, welches mich plötzlich stark anspricht und innere Saiten zum Schwingen bringt. Meistens kommt dieses Thema “zufällig” immer wieder vor – sei es in den Gottesdiensten, Textlesungen, in der Unterweisung, oder in dem Buch, das ich gerade lese; und so entsteht eine göttliche Lektion – direkt in mein Leben hingesprochen. Weil ich selbst als Schweigender passiv bin und keine Gesprächsthemen wählen darf, bin ich immer wieder im tiefsten inneren berührt, wie klar und deutlich Gott das Thema für mich wählt, sprechen kann. Und wie pädagogisch Gott hier vorgeht… Meist schreibe ich auf diesen Freizeiten immer viele, viele Seiten Tagebuch.

 
(Foto: Marcus Runby)

Wer noch nie eine Schweigefreizeit gemacht hat, sollte es unbedingt ausprobieren – unsere hektischen Zeiten erfordern ein regelmäßiges Herunterfahren der inneren Drehzahl. Man möge sich sein Domizil jedoch weise aussuchen, die Möglichkeit zur Seelsorge sollte in jedem Fall angeboten werden. Und: Man muss eine solche Freizeit mindestens zweimal gemacht haben um wirklich sagen zu können, ob es was bringt. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls jetzt schon auf den Herbst 2013…

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marcusis@icloud.com

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