Von Oswald Chambers
Ehe etwas zur Wirklichkeit wird, schauen wir es immer als ein Gesicht. Wenn wir gewahr werden, dass das Erschaute, obschon es wirklich ist, in uns noch nicht zur Wirklichkeit geworden ist, dann ist die Zeit gekommen, wo sich uns der Teufel mit seinen Versuchungen naht. Dann sind wir geneigt zu sagen, es habe keinen Zweck, weiterzugehen. Anstatt dass sich das Erschaute verwirklicht hat, sind wir in das Tal der Demütigung gekommen.
Gott gibt uns ein Gesicht, und dann führt er uns hinunter in die Tiefe, um uns dem Gesicht entsprechend in die Form zu hämmern; und in der Tiefe ist es, wo so viele von uns schwach werden und nachgeben. Jedes Gesicht wird zur Wirklichkeit werden, wenn wir Gedud haben wollen. Bedenke, wie ungeheuer viel Zeit Gott hat! Er ist nie in Eile. Wir sind immer in einer rasenden Eile. Wir stürmen im erhabenen Lichte des Erschauten vorwärts und handeln; aber das Erschaute ist in unserem Inneren noch nicht zur Wirklichkeit geworden, und Gott muss uns in die Tiefe führen und uns in Feuer strecken und ins Wasser tauchen, um uns in die richtige Form hämmern zu können, bis wir schließlich so weit sind, dass Er uns die wahre Wirklichkeit anvertrauen kann. Seitdem wir das Gesicht hatten, ist Gott immer an der Arbeit, um uns nach der Gestalt des Idealbildes zu formen, und immer und immer wieder entschlüpfen wir Seiner Hand und versuchen, uns in unsere eigene Form zu hämmern.
Das Erschaute ist kein Luftschloss, sondern es ist das Bild von dem, was Gott möchte, dass wir sein sollen. Lass Ihn dich auf Seine Töpferscheibe nehmen und dich so drehen, wie es ihm gefällt; und so sicher als Gott Gott ist und du du bist, wirst du genau dem erschauten Bilde entsprechend ausfallen. Verliere den Mut nicht bei diesem Vorgang! Wenn du einmal ein solches Gesicht gehabt hast, magst du soviel du willst versuchen, dich mit einer niedrigeren Stufe zufriedenzugeben – Gott wird es nie zulassen.
(Aus “Mein Äußerstes für Sein Höchstes”, Andacht für den 6. Juli)