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Nach vielen tausend Jahren Menschheitsgeschichte gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts ungefähr 1,8 Milliardend Menschen auf der Welt. 560 Millionen davon waren Mitglied in einer Kirche, und die große Mehrheit dieser Christen lebte in Europa. Hundert Jahre kenn man die Welt nicht wieder: Nun leben es sechs Milliarden Menschen auf der Weltkugel! Innerhalb nur einhundert Jahre hat sich die Bevölkerung dramatisch vervielfacht, ist schneller gewachsen als jemals zuvor in der gesamten Geschichte. Gleichzeitig ist es interessant zu beobachten, dass immer noch ein Drittel der dieser enormen Menschenmasse einer Kirche zugehörig ist. Und das, obwohl die Mehrheit der Christen nicht mehr in Europa, sondern in Asien, Afrika und Lateinamerika lebt. Das christliche Abendland geht unter. Streng statistisch gesehen verkümmert die Gemeinde Europas soeben zu einem rudimentären Knöchlein im Leibe Christi.

Das ist aber noch nicht das Ende der Geschichte. Innerhalb nur 12 Jahren, zwischen 1999 und 2011, wächst die Bevölkerung der Welt nochmals um eine ganze Milliarde. Am 11. Juli 2013 gab es angeblich 7,16 Milliarden Menschen auf der Weltkugel! Die europäische Bevölkerung hingegen schrumpft aufgrund der niedrigen Geburtenrate. Dieses wiederum führt zu ausgleichenden Völkerwanderungen. In Europa brauchen wir diese Einwanderung um Gesellschaft und Wirtschaftsleben aufrecht erhalten zu können. Ende dieses Jahrhunderts wird vermutlich nur ein Drittel der deutschen Befölkerung noch deutschen Urpsrungs sein. Der Rest wird Migrationshindergrund haben. Ohne diese neuen Deutschen wird das Land nicht überleben können – kann es vielleicht schon jetzt nicht. Die derzeit vor sich gehenden Veränderungen sind massiv.

Die Demografie, wie diese Art der Statistik genannt wird, verfolgt einen Zweck. Man muss nämlich voraussagen können, wie die Zukunft aussehen wird, wieviel Essen, Schulen, Lehrer, Altenheime usw. benötigt werden. Vielen politischen Entscheidungen und Diskussionen liegen demografische Daten zugrunde.

Demografie kann nicht nur, sondern sollte auch der Gemeinde helfen! Welche Weichen müssen wir heute stellen, um bei allen dramtischen Turbolenzen auch in Zukunft Kurs zu halten? Die statistischen Daten sehen für die Kirche in Europa wahrlich nicht rosig aus – eher deprimierend. In wenigen Jahrzehnten werden nicht viele Gemeinden übrig sein, und noch weniger Denominationen. Vielleicht schreibt Stuart Murray deswegen in seinem Buch “Radikale Nachfolge” (schw.: Radikalt lärjungaskap), dass die meisten Christen es vorziehen, vor dieser Wahrheit die Augen zu schließen (S. 60 im genannten Buch). Man mag die großen Wandel unserer Zeit nicht wirklich akzeptieren, teils, weil die Änderungen schleichend genug sind, um sich dran gewöhnen zu können, teils, weil sich die eigene kleine Welt gar nicht so dramatisch zu ändern scheint, teils, weil man glaubt, dass Gott die guten, alten Zeiten nicht völlig aufgeben wird.

Wir hingegen sind Pioniere. Wir dürfen die Augen nicht vor der Wirklichkeit schließen. Als ehemaliger Soldat weiß ich sehr wohl, dass Pioniere beim Militär nicht mit geschlossenen Augen arbeiten können. Man muss Hindernisse und Herausforderungen realistisch einschätzen um stabile Brücken und Wege in unzugänglichem Gelände bauen zu können. Nur, wenn die Pioniere gute Arbeit leisten, kann der Rest der Division folgen. Und weil Du gerade einen Blogpost auf new-reformation liest, ist anzunehmen, dass Du Dich auf irgendeine Art für kirchliche Pionierarbeit intressierst. Was ist wohl Deine Aufgabe, die Du vom obersten Befehlshaber bekommen hast – oder wirst?!

(Foto: Bundeswehr)

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marcusis@icloud.com

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