Viele Gemeinden kommern arrogant rüber. Obwohl sie es eigentlich vielleicht gar nicht sind und wahrscheinlich erst recht nicht sein wollen. Trotzdem – in den Gemeinden sind die Perfekten. Die haben ihr Leben im Griff. Denen geht’s gut. Sie können das Dasein erklären. Und in ihren Predigten hört man, wie man noch perfekter werden kann. Ganz viele stößt das ab, weil man sich darin überhaupt nicht wiederfindet.
Gemeinde muss deshalb nicht so sehr Gnade für die andern Sünder predigen sondern Gnade selbst erleben. Gemeinde ist nur dann Gemeinde, wenn sie kämpft. Ums Überleben, gegen Feinde, für Einigkeit, mit den eigenen Schwächen – kurz, wenn man auf Gottes Kraft und Eingreifen angewiesen ist und es ohne Gottes Eingreifen aus wäre. Viele Gemeinden kämpfen nicht. Sie stehen entweder selbst recht glänzend da oder sie gehen kampflos ein.
Warum ist das Gesangbuch der Bibel, der Psalter, gefüllt mit Klage- und Kampfliedern, unsere modernen Gemeindegesangbücher hingegen gefüllt mit Jesus-alles-super-Liedern? Massiver Widerstand bricht (hoffentlich) unseren Stolz. Der eigene, gemeinsame Kampf mit den Herausforderungen der Welt, das gegenseitige Stützen, das eigene, gemeinsame Erleben täglich neuer Gnade erst macht uns demütig. Und damit authentisch. Und damit überlebensfähig.