Geduld aber hat sie nötig, die Gemeinde der Zukunft – frei nach Hebr 10,35 übrigens. Das meiste Wachstum, welches europäische Gemeinden zur Zeit noch erleben, kommt aus nach wie vor christianisierten Gesellschaftsschichten. Als wir mit H2O begannen, war unser Auftrag, diese Schichten bewusst zu verlassen, um Menschen außerhalb zu erreichen. Wir haben – ohne uns rühmen zu wollen – dort ein beachtliches Kontaktnetzwerk aufgebaut und im Laufe der Jahre buchstäblich unzählige Gespräche über Jesus und Glauben geführt. Dabei haben wir ein wiederkehrendes Muster entdeckt: Erst gibt eine sehr lange Phase des gegenseitigen Kennenlernens, dann eine kurze Phase starken Interesses gefolgt von einer Plateauphase zustimmender Gleichgültigkeit. Im Postchristentum bekehren sich die Leute nicht mehr massenweise, egal, welche Methode man auch anwenden mag. Das wird massive Konsequenzen haben.
Die Zahl der Neubekehrungen wird nicht Schritt halten können mit der Zahl alter Christen, welche in die Ewigkeit gerufen werden. Die Zahl neu gegründeter Gemeinden wird nicht Schritt halten können mit der Zahl sterbender Gemeinden. In den kommenden Jahrzehnten wird es viele Gemeinden geben, wo irgendwann der letzte das Licht ausknipst. Und um Missverständnisse zu vermeiden füge ich auch dieses Mal wieder hinzu, dass dies keine düsteren Endzeitprophetien sind. Es ist vielmehr wie der Wetterbericht für den Piloten, der wissen sollte, wie die Winde wehen und wo das Gewitter hängt. Oder wie die Karte für den Kajakfahrer, der wissen sollte, wo der Wasserfall kommt. Auch wir werden wie der Kajakfahrer eine Passage tragen dürfen, es wird langsamer und mühsamer voran gehen. Wir werden Geduld brauchen. Was danach kommt, wissen wir noch nicht. Wir sollten nur mit Weitsicht handeln, alternative Routen überlegen und – vor allem! – uns jetzt schon mal in Geduld üben.