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Vorstandssitzung einer Chaoskirche zum Thema: Wie mach’n mer’s mit’n Kindern??!

Ich war mal Teil einer Gemeinde, in der keine Synkopen gestattet waren, weil sie “gegen die Regeln der Musik” und damit “gegen die Regeln Gottes verstoßen”. Synkope = Sünde. Piano = heilig. Schlagzeug = vom Teufel. Die haben das ernsthaft geglaubt. Nach dem Glauben der Leiter dieser Gemeinde musste alles streng geregelt und geordnet sein, sonst missfällt man Gott. Nach vier Monaten bin ich dort wieder ausgetreten.

Dies mag ein Extremfall sein, aber in der Regel weisen viele Kirchen und Gemeinden in eine ähnliche Richtung, auch wenn man freilich nicht so weit wie meine obigen Freunde gehen würde. So mancher glaubt immer noch, dass in Kirchen nur geflüstert und nicht gelacht werden darf. Im Gottesdienst oder der Messe tanzende oder singende Priester und Pfarrer bekommen auf YouTube viele Klicks – einfach nur, weil es so total unerwartet ist.

Deswegen ist Kirche oft totlangweilig (nicht nur) für Kinder. Abhilfe schafft da der Kindergottesdienst, in welchem es etwas fetziger und kindgerechter hergehen soll. Studien zeigen aber, dass Kinder, zu jungen Erwachsenen herangewachsen, gerne die Gemeinde wieder verlassen, weil die Diskrepanz zwischen coolem Kinderprogramm und lahmer Erwachsenentheologie einfach zu groß ist. Sieht man sich hingegen mal das Umfeld Jesu an, dann schien der liebe Herr Jesus selbst ja wohl mehr auf eine Gemeinschaft zu setzen, in der alle zusammen Ihm nachzufolgen lernen, anstatt einem altersangepassten Zielgruppenjüngerschaftstraining. Also bei Jesus is nix mit Kinder weg- oder rausschicken. Lasset die Kindlein zu mir kommen, wie’s so hold tönt. Eine Multigenerationsgemeinde ist jedoch schwer in strikt synkopenbefreiter Ordnung zu halten. Stattdessen denke ich persönlich hier viel eher an so etwas wie in “My Big Fat Greek Wedding” – eine chaotische Großfamilie: viel Liebe, viel Streit, viel Essen, viel Spaß.

Am vergangenen Sonntag haben wir den ganzen Nachmittag geplant, wie wir bei H2O mit Kindern umgehen. H2O will eine familiäre Atmosphäre schaffen ohne grundsätzliches Kinderausschlussprogramm. Wir wollen die Hauptverantwortung der christlichen Erziehung den Eltern geben, nicht dem (Jugend-)Pastor. Kinder sollen immer wieder auch eigene Unterweisung in der Gemeinde bekommen, aber nicht grundsätzlich. Kinder sollen sich dagegen grundsätzlich als Teil von H2O empfinden und nicht als Anhängsel. Und wir haben gesagt, dass Kinder in angemessenem Rahmen unseren Gottesdienst stören dürfen. Wir Erwachsene wollen das bewusst als geistliche Übung für uns einbauen – denn im Leben gibt es so unendlich viel mehr Dinge, die uns stören und von Jesus ablenken. Warum also nicht gleich im Gottesdienst lernen, sich nicht ablenken zu lassen? Schließlich ist es immer eine eigene Wahl, sich stören zu lassen, und da kommen ein Paar Gelegenheiten doch ganz recht, wo man bewusst wählen lernt, sich einfach nicht stören zu lassen.

Damit sind wir vielleicht eine Chaoskirche. Wie viele andere Gemeinden im NT übrigens auch. Und hoffentlich liebenswert. Wie die Big-Fat-Griechen im Film. Habt ihr den eigentlich gesehen? Erinnert ihr euch auch noch an die sterilen Schwiegereltern des anderen Partners? Bei denen ist wie in guten Kirchen immer alles in Ordnung – aber auch kalt, einsam, lustlos. Für mich ist es keine schwere Wahl zu sagen, wo ich lieber bin – im liebevollen Chaos nämlich.

Author

marcusis@icloud.com

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