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Selig sind die Füße! Solange sie nicht abbrechen vom Freudenboten.

Jahrhundertelang waren Christen in Sachen Kunst und Einfallsreichtum ihrer Zeit meilenweit voraus. Denken wir nur mal an die bildende Kunst. Denken wir überhaupt mal an das ganze akademische Bildungssystem. Denken wir an die unterschiedlichen Alphabete. An das musikalische Notensystem, an die Sozial- und Gesundheitssysteme westlicher Gesellschaften. Alles von Christen erfunden, alles aus biblischen Werten erwachsen. Da müssen überheblich säkulare Besserwisser mal ganz kleinlaut ihre große Klappe halten.

Aber dann. Dann müssen entweder Gott oder uns die Ideen ausgegangen sein. Wir haben mit unserem Schöpfergeist das Beste der Staaten Europas gesucht, doch seit der Aufklärung ist uns wohl immer mehr die Phantasie eingetrocknet. Wo sind sie bloß, all die wegweisenden Erfindungen der Christen der vergangenen 150 Jahre? Es ist die Welt und nicht die Gemeinde, welche heute für ihre Originalität und Phantasie bekannt ist. Die Frommen hingegen sind eher für ihre alten Traditionen bekannt, auch wenn wir sehr darum bemüht sind, sie stets neu zu lackieren. Nichts gegen Traditionen – doch Tradition ohne Bezug zur Gegenwart ist langweilig. Diese Langeweile hat zum Beispiel dazu geführt, dass die Kirche fast alle Künstler verloren hat. Die Medienwelt heute gehört den Säkularen. Die Kunst ging uns durch die Lappen.

Wie bereits vorsichtig in meinem gestrigen Post angedeutet, peinigt es mich immer wieder qualvoll, wenn selbst jene, die sich christliche “Pioniere” auf die Flagge schreiben, auf nicht mehr kommen können als den Farbcode des graumelierten Musters leicht zu modifizieren. Bitte nicht vergessen: Mit diesem Muster erreichen wir höchstens 15% des Gesellschaft, Tendenz stark sinkend. Ich bete: “Oh, Herr der Schöpfung, Erfinder des Giraffenhalses, der Photosynthese und des menschlichen Orgasmus, gib uns, die wir Deine geliebten Kinder und Ebenbilder sind, doch bitte, bitte wieder etwas mehr Deines kreativen Geistes!”

Chill! Man liebt dich!

Ich schreibe diesen Post, weil ich mich lange gefragt habe, warum eine pioniermäßige Europa-Gemeindekonkerenz von allen Orten Europas ausgerechnet in Lörrach stattfindet. Wohnt der Geist der Innovation an der schweizer Grenze? Die Antwort kam dann letzten Montag. Ganz gottmäßig auf sehr unerwartete Weise. Meine freundlichen Gastgeber in Weil am Rhein luden mich nämlich nach dem Frühstück zu einem kleinen Spaziergang ein. Und grad um die Ecke stand sie da, die Antwort, beeindruckend und mitten auf der Wiese. In Form eines Gebildes namens VitraHaus – die Produktausstellung einer Designfirma namens Vitra.

Glückspillen? Nein, nur ein Sofa.

Fast zwei Stunden sind wir durch die Etagen geschlendert, haben auf wunderbaren Liegen probegelegen, auf unbezahlbaren Stühlen gesessen und italienischen Geschäftsleuten beim Einkaufen zugesehen. Ich kriegte meinen Mund nicht mehr zu. Gewiss, so manches gesehene Stück würde ich nie kaufen (sebst wenn ich es bezahlen könnte). Und doch – die phantasievolle Schaffenskraft dieser Designfirma begeistert mich. Die Produkte sind nicht ausgestellt, sondern geschmackvoll inszeniert. Originell. Kreativ. Eine Freude für’s Auge. Einfach schön anzusehen.

Da staunste, was?

Immer und immer wieder dachte ich: Das ist es! Das brauchen wir! Wir brauchen Gemeindedesigner. Wir brauchen Menschen, die den ganzen Tag nichts anderes tun als die Schönheit des Reiches Gottes liebe- und geschmackvoll in Szene zu setzen. Wir brauchen Gotteskinder, die es wagen, über den eigenen Schatten zu springen, anders zu sein. Wagen wir es nicht, verlieren wir. Vielleicht alles. Doch Gott hat so viel mehr zu bieten als trockene Versammlungen langweiliger Leute. Gott ist Leben. Gott ist Liebe. Gott ist Gnade. Gott ist NEU.

Das VitraHaus in Weil am Rhein, der Stadt der Stühle, in welchem alle bisherigen Bilder dieses Posts enstanden sind.

Wenn ich also in Zukunft etwas will, dann, dass Jesus auf eine Weise sichtbar gemacht wird, die angenehm für’s Auge wie für’s Herz ist. Ich möchte Ideen sehen. Leidenschaftliche Ideen, aus Liebe zu Jesus. Selbst, wenn es einigen ähnlich gehen wird, wie mir im VitraHaus und sie sagen werden: Also, dieses Jesus möchte ich vielleicht nicht in meinem Leben haben – doch schön anzusehen ist’s in jedem Fall. Lasst uns Aufmerksamkeit erregen. Lasst uns wieder Freudenboten werden. Interessante, Neugier hervorrufende, solche, die die Welt mit Spiritualität und Erneuerung überraschen.

Auf die Plätze – fertig – ab geht’s!

Feierabend: Konferenz vorbei, zum letzten Mal auf dem Weg zum Quartier. Einmal werd’ ich hier noch wach und dann ist Heimreisetach! Basel-Zürich-Brüssel-home!

Author

marcusis@icloud.com

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