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”Er, Christus, ist das Abbild des unsichtbaren Gottes, und steht über allem Geschaffenen. Denn durch ihn ist alles, was es im Himmel und auf der Erde gibt, erschaffen worden: das Sichtbare und das Unsichtbare; Thronende und Herrschende; Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und für ihn geschaffen. Er steht über allem und alles besteht durch ihn.”
Kolosser 1:15-17

”Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen”
Kolosser 1:19

”Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Ich setze also meinen Körper für das ein, was von den Leiden des Messias für seine Gemeinde noch aussteht.”
Kolosser 1:24

”Für dieses Ziel setze ich mich mit aller Kraft ein und vertraue dabei auf das, was er in mir schafft, er, der so mächtig in mir wirkt.”
Kolosser 1:29
Es gibt Augenblicke, da müssen wir Freikirchler unumwunden zugeben, dass auch wir nicht alles wissen. Wir sind ja bekannt dafür, auf alles eine Antwort zu haben und alles erklären können und wenn nicht, dann haben wir nur noch nicht tief genug das Wort studiert. Diese gefühlte Arroganz wurzelt tief in unserer Geschichte, entstanden viele freikirchliche Verbünde doch in den Glanztagen der Moderne, wo man zutiefst überzeugt war, das ganze Leben sei erklärbar, messbar, lösbar. 
Wie allerdings Kolosser 1 erklär-, mess- und lösbar sein soll, bleibt wohl zumindest in diesem Leben für immer ein Rätsel.

Der sichtbare Christus als Abbild des unsichtbaren Gottes, da geht es schon los. Wie ist das erklärbar? 


Alles ist durch ihn erschaffen worden – alles! Wieviel messbare Energie steckt darin? Eigentlich kein Wunder, dass manche Wissenschaftler es schwer haben, das zu glauben. Es ist einfach zu groß.
Das angedeutete Mysterium in V28 und 29 über Christus in uns und wir in Christus – wie kann ein ein derart mächtiges und überlegenes Wesen wie Christus, Abbild des Allmächtigen, in schwachen und zerbrochenen Wesen wie den Menschen existieren? Wir Freikirchler sagen es gerne einfach so dahin, als sei es so selbstverständlich wie eine Semmeltüte,  doch Kolosser eins macht das Unerklärliche überdeutlich.

Und wenn der Allmächtige mit seiner Superpower schon in uns lebt, dann müsste seine kreative, wunderbare Schöpferkraft doch in der Lage sein, unsere Schwäche auszugleichen und unseren Zerbruch im Handumdrehen zu heilen, nicht wahr? Stattdessen lesen wir aber von noch mehr Leiden! Leiden, die mit Freude etragen werden; Leiden, die noch fehlen (!) – offenbar solche, die Christus in der Passionswoche nicht ganz fertiggelitten hat. Wie bitte?!

Kolosser 1 ist voller schwerer Geheimnisse. Doch lässt man sich auf die Mystik ein, versucht nicht, onkelmäßig die Logik aufzuzeigen und für alles sofort eine Erklärung zu finden, ruht man ein wenig im Unerfoschlichen, lässt man die Seele erwartungslos in den Geist Gottes sinken, dann beginnt nach einer Weile ein Schatz zu funkeln.

Es ist Vollkommenheit, die uns erwartet. Der Weg zur Vollkommenheit geht durch’s Feuer, und Feuertaufe ist Leidenstaufe. Was sich wie schmerzhafte Schläge gegen uns anfühlt, ist der Hammer, der einen weiteren unserer vielen Schäden ausbeult. Wenn selbst Christus Gehorsam lernen musste, dann müssen wir’s doch wohl erst recht. Der Weg zur Volkommenheit ist mühevoll, wenn nicht sogar qualvoll. Es ist unsere Mühe, doch Gottes Kraft. Seine Kraft, die uns durch- und aushalten lässt. Seine Kraft, ohne die Vollkommenheit unmöglich bleibt. Gott lässt nichts automatisch geschehen. Christus musste kommen und leiden. Seine Nachfolger folgen ihm durchs Leid zur Herrlichkeit.

Mit dieser Perspektive bekommt das Schwere plötzlich ein Ziel und damit einen Sinn. Wer Ziel und Zweck kennt, hat Geduld gelernt. Wer Geduld hat, kann Dankbarkeit lernen. Wer im Leid dankbar sein kann, ist anders als die Welt. Ist mehr wie Christus, und damit ein Zeuge der Passion. Ein solcher Zeuge hilft anderen Menschen, vollkommener zu werden.

Hilf Herr, uns für dieses Ziel mit aller Kraft einzusetzen und dabei auf das zu vertrauen, was Du in uns schaffst, der Du so mächtig in uns wirkst. Amen.

Author

marcusis@icloud.com

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