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Ihr werdet die herrliche Kraft Gottes an euch erfahren, damit ihr alles geduldig und standhaft ertragen könnt. Dann werdet ihr mit Freude dem Vater danken, dass er euch fähig gemacht hat, an dem Erbe teilzuhaben, das für sein heiliges Volk im Licht bestimmt ist. 

Kolosser 1, 11-12

Die Kolosser sind gerade etwas aufmüpfig. In einer Tour stellen sie sich mir in den Weg und schmeißen mir ständig ihr erstes Kapitel vor die Füße. Als ob ich nichts anderes zu tun hätte. Aber man will ja nicht unhöflich sein, also nehme ich es und lese. Kolosser eins. Mann! Als hätte ich es noch nie gehört. Schließlich hab ich Theologie studiert! Klar kenn ich Kol 1!

Naja gut, Vers 11 hatte ich vielleicht etwas vergessen. Obwohl, die Kraft Gottes, ja, die habe ich in der Tat erfahren. Eine enorme Sache ist das. Doch im Moment grad nicht so enorm. Da geht mir vom vielen Steine-aus-dem-Weg-räumen eher die Puste aus. Nix mit Gottes Kraft, die alle Steine wegpustet. Doch jetzt steht da plötzlich, dass wir das alles geduldig und standhaft ertragen sollen! (Ist das vielleicht eine neue Bibelauflage?! Das stand doch noch nie da!) Ich stutze. Geduldig. Und standhaft. Mit Gottes Kraft. Klingt anstrengend. Und darüber soll ich mich auch noch freuen? Und, ich zitiere, “dem Vater DANKEN“?!

Kann grad nicht weiterlesen. Die Kolosser haben mich doch glatt erwischt. Ich werde nachdenklich.

Mein Hirn denkt ja immer in Farben, Formen und Bildern, und plötzlich sehe ich mich selbst auf einer Trainingsbank sitzen. Es ist das Fitnesstudio in Storås, wo ich eine Zeitlang trainiert habe, um Menschen in Angered kennenzulernen. Ich sehe mich einige Kilos stemmen und die Anzahl der Gewichte erhöhen. Da steht jemand neben mir. Er feuert mich an. Erkennen kann ich diese Person nicht, man sieht sie nur von hinten, aber es muss ein Profi-Bodybuilder sein. Einer von dem Format,  neben dem Spargeltarzane wie ich unmittelbar Minderwertigkeitskomplexe kriegen. Doch der Typ scheint echt zu glauben, eines Tages könne ich so groß und stark wie er werden. Deshalb hält er mich motiviert und bei Laune.

Doch dann, ganz wie im Film, schwenkt der Bodybuilder aus dem Bild, auf Schweiß in Nahaufnahme, das Spannen von Muskeln und Sehnen, ich höre mein eigenes Stöhnen und Ächzen. Ein paar Sekunden später kommt das Voicer-over, eine äußerst angenehme Damenstimme. Sie erklärt, dass die wahre Kraft nicht in den Muskeln, sondern in der Seele sitzt. Denn wer stark sein wolle, müsse zwar das Fleisch trainieren. Doch der Geist allein entscheide darüber, ob man wirklich stärker werde oder vorher mit dem Training aufhöre.

Da ist wohl was dran.

Mein Nachdenken über die weise Sprecherin erinnert mich an jene alte Lügenreklame über Gottes Reich: Glaube an Jesus und werde deiner Probleme quitt! Dieser Slogan hat viele, zu viele frustriert. Hat manche dazu bewegt, ihren Glauben aufzugeben, weil Jesus eben doch nicht alle Probleme löste. Und ein Teil von mir glaubt jenem Lügenslogan offenbar immer noch. Sonst wäre ich wohl kaum so frustriert über Steine im Weg.

Eigentlich müsste es heißen: Glaube an Jesus und du wirst am Ende nicht nur stark genug sein, jedes Problem tragen zu können, sondern dabei auch noch froh und dankbar zu sein. Dazu brauche ich in der Tat einen Bodybuilder, der mich anfeuert und bei Laune hält. Einen, der schon alles tragen kann und weiß, wie’s geht.

Mannomann. Ey, Kolosser, warum habt ihr mir das nicht schon viel früher gesagt?! Antwort: Lies weiter. Kapitel eins ist noch nicht zu Ende.

Fortsetzung folgt…

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marcusis@icloud.com

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