Wer sich professionell mit einem bestimmten Thema befasst, kommt nicht umhin, sich auch mit der Geschichte jener Thematik auseinanderzusetzen. Wie hat alles angefangen? Wie wurde es entwickelt? Wenn wir uns also intensiv mit allen gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzen und ihren Auswirkungen auf Jüngerschaft und zukünftige Gemeinde und Mission, dann sollte eine Person erwähnt werden, die als “Urtyp” aller Vordenker für zukünftige Gemeinden angesehen werden kann.
Es handelt sich um den Italiener Joachim von Floris. Joachim war ein stark eschatologischer Denker, baute seine Theologie von der Zukunft ausgehend auf, setze sich für geistliche Erneuerung ein und hat Klöster wie Orden mit seinem Denken nachhaltig beeinflusst. Wie alle, die in der Kirche außergewöhnlich oder anders als die großen Massen waren, wurde auch Joachim zu seiner Zeit im 12. Jahrhundert von der Kirche schräg beäugt, aber nie als Häretiker verurteilt. Bis heute wird so manche Erneuerungsbewegung in Kirchen zumindest auf philosophischer Ebene mit ihm in Verbindung gebracht.
In manchen Dingen war Joachim mir recht ähnlich, in anderen könnten wir uns aber nicht unterschiedlicher sein. Es gibt übrigens jemand, der ein echter Joachimexperte ist – ein Mann, von dem ich es am wenigsten erwartet hätte: Unser Papa Ratzi, Joseph Ratzinger, später Benedikt XVI. Er hat Abhandlungen über Joachim verfasst, die über mehrere Jahrzehnte veröffentlicht wurden.
Für mich persönlich und unseren Dienst bei Communitas spielt Joachim, wenn überhaupt, nur eine sehr, sehr kleine Rolle. Doch der Vollständigkeit halber wollte ich ihn gerne hier auf new-reformation erwähnt sehen, denn irgendwie gehört er ja schon dazu – und ich freue mich schon drauf, in der Ewigkeit mit ihm einen Termin zum Plaudern auszumachen.