Mut und Freiheit sind zentrale und wesentliche Werte in der Nachfolge Jesu. Leider hört man (d.h. höre ich) ziemlich wenig von Christen zum Thema Mut. Mut bedeutet Risikobereitschaft, im Angesicht der Gefahr das Richtige und Wichtige zu tun. Wer danach trotz aller davongetragenen Wunden und Narben immer wieder mutig sein kann, ist ein wirklich freier Mensch; einer, der sich selbst überwindet, allen Drohungen trotzt und sich einsetzt. Wer das nicht schafft, kann nicht behaupten, frei zu sein. Jedenfalls nicht im Sinne Jesu. Die Welt definiert Freiheit freilich anders: plump ausgedrückt geht’s bei “Freiheit à la Welt” um nicht viel mehr als viel Egoismus, viel Geld ausgeben und viel Sex.
In Gemeinden höre ich mehr über Freiheit als über Mut. Doch “Freiheit à la Gemeinde” klingt oft nach einer akademischen Abhandlung, wenig nach Leidenschaft. Es fühlt sich eher wie Staubputzen an als wie klares, sprudelndes Wasser, in das so, wie man wie man ist, einfach hineinspringen möchte. Ich glaube, wir Christen brauchen eine Menge Nachhilfeunterricht.
Wir wurde das deutlich auf dem Netzwerktreffen am vergangenen Mittwoch. Dort wurde es deutlich, wie sehr viele Gemeindegründer damit kämpfen, “Zeugnis zu sein“, wie man es auf frommisch so schön sagt. Es fehlt die Freiheit und der Mut. Man ist über sich selbst frustriert und es tut gut, darüber offen reden zu können.
Zu wenig Freiheit und Mangel an Mut ist nichts Ungewöhnliches. Ob man es nun glauben will oder nicht, selbst die Apostel kannten es. Das Problem ist so groß, dass es ein eigenes Wort dazu gibt, der Freimut oder auf altfrömmisch die Freimütigkeit, etwas, worum alle Apostel Gott angefleht haben: “… gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort” steht z.B. in Apg 4,29. Ja, selbst der größte Missionar aller Zeiten, Paulus himself, brauchte dieses Gebet: “Betet … für mich, … freimütig … zu verkündigen”. Das bittet er die Epheser im sechsten Kapitel, Vers 18 und 19.
Seinen Mangel und damit sein Bedürfnis an Freiheit uns Mut offen und vor anderen zuzugeben ist also immer ein sehr guter Anfang. Darum zu beten ist ein fantastischer zweiter Schritt.
Aber eins gilt es auf jeden Fall zu vermeiden: Resignieren. Sich mit wenig Freimut zufrieden geben. Wer dort landet, kettet sich an die Meinungen anderer Menschen. Das führt zu Sozialphobie, auf frömmisch als Menschenfurcht bekannt, die immer in Einsamkeit führt. Gottesfurcht hingegen, in der Welt als unanständig verpöhnt, füllt uns – so paradox es klingen mag – mit Mut. Und Mut führt zur Freiheit. Zur leidenschaftlichen Freiheit. Jene, die perlt und sprudelt, in die man sich hineinwerfen will. Aus menschlicher Perspektive ist diese lebendige Freiheit hinter großen Mauern verborgen. Der Teufel redet uns ein, dass wir doch alle Freiheit in diesem Gefängnis haben. Deswegen heißt es in der Bibel, dass man nur mit Gott über Mauern springen kann.