Bahre für rituelle Totenwaschungen |
In den vergangenen Wochen muss Gott gewollt haben, dass ich unabhängig voneinander mehrere Menschen treffen sollte, die sich gerade mit dem Tod beschäftigen. Und obendrein war ich heute im Leichenhaus der Göteborger Uniklinik, um meinen ALT-Studenten zu helfen, anderen Menschen zu helfen, denen der Tod in den Weg getreten ist. Es ist interessant und aufschlussreich zu beobachten, wie unterschiedlich man dem Tod begegnet. Doch der Trend unserer Zeit ist eindeutig Verdrängung: Bloß nicht drüber nachdenken – bis man eines Tages muss.
Die zweitgrößte Gruppe (und dies ist keine repräsentative Statistik sondern meine eigene Beobachtung über viele Jahre) sind jene, die bedenken, dass sie sterben wollen (nicht müssen). Nicht wegen einer schweren Krankheit, von deren Schmerzen sie befreit werden möchten. Es ist die Pein des Lebens und der Seele, welche die Gedanken immer wieder in Richtung Freitod drängt. Nur wenige wagen den letzten Schritt; gut, dass es nur wenige sind.
Und schließlich gibt es die dritte Gruppe, solche, denen die eigene Endlichkeit sehr bewusst ist, oft Jahrzehnte, bevor es soweit ist. Sie haben keine Angst, an den Tod zu denken, sind oft lebensfrohe Menschen und treffen deshalb bewusstere Lebensentscheidungen. Manche von ihnen leben mit einer chronischen Krankheit, manche sind gesund und agil. Doch die dritte Gruppe ist mit Abstand die kleinste. Längst nicht alle von ihnen sind Christen.
Vorm Leichenhaus sah ich heute einige Leichenwagen stehen. Hätte man nicht gerade einen Sarg herausgeholt hätte man nicht erkennen können, dass dies Leichenwagen sind. Es hätte jeder beliebige, fensterlose Transporter sein können. Der Tod, das Leid, die Krankheit wird aus unserem Leben geschminkt wie eine Runzel. Das Leben heute hat bunt, sportlich, gesund und erfolgreich zu sein.
Im Gegensatz zu unseren Vorvätern und -müttern haben wir vergessen, dass das Leben schlaucht. Dass Leben auch krank sein bedeutet. Der Krankenhausseelsorger berichtete uns, dass die meisten Gespräche, zu denen er gerufen wird, um dieses Thema gehen. Menschen entdecken eine Lebenswirklichkeit, die ihnen bisher verborgen war. Sie brauchen Hilfe, um sie in Worte fassen zu können.
Dabei könnte jeder von uns schon so viel früher klug werden. Man müsste nur Ps 90 lesen. Besser noch: auswendig lernen. Leid und Tod sind Topthemen für die Evangelisation.