Es war mal wieder soweit. Obwohl ich eigentlich sehr gut schlafe, passiert es mehrmals im Jahr. Wenn die Nacht am tiefsten ist, wache ich auf. Oft mit Herzklopfen und einer starken Unruhe. Dann sehe ich der Reihe nach Gesichter vor mir. Es sind die Menschen, denen ich versucht habe, Jesus vorzuleben – in frommer Sprache ausgedrückt “ein Zeugnis zu geben”. Es sind die Gesichter derer, die Jesus noch immer nicht gefunden haben. Ich frage mich dann, ob ich alles richtig gemacht habe. Ob ich deutlich genug war. Oder zu deutlich. Auch meine Fehler fallen mir ein. Wo ich was Falsches gesagt oder gemacht oder eben nicht gesagt oder gemacht habe. Das Gewicht der Mission drückt mir dann schwer auf die Brust.
Was kann man machen, wenn man nachts hilflos so da liegt? Nachdem ich mich vom ersten Schrecken erholt habe, beginne ich meist für diese Namen zu beten. Erst zögerlich, dann etwas deutlicher. Doch in der Regel läuft es immer darauf hinaus, dass ich alles Jesus neu anvertraue und glaube, dass es in erster Linie seine Mission ist und nicht meine. Er hat mich aus dem Boot aufs Wasser berufen. Auch nach so vielen Jahren gehe ich nur deshalb nicht unter, weil ich meinen Blick sturköpfig an meinen Herrn geschraubt habe und ich mich weigere, auf die Wellen zu sehen.
Manchmal geht es dann besser und ich schlafe wieder friedlich ein. Doch manchmal ist die Nacht auch vorbei. Dann kann man die Zeit sinnvoll nutzen. Zum Beispiel, indem man einfach weiter betet. Oder ein paar Kapitel in der Bibel liest. Oder so einen Blogpost schreibt.