War es Zufall oder war es Führung, dass sich die rund achtzig Seiten Papier auf Seite zehn öffneten und ich ausgerechnet dort zu lesen begann:
Wage Widerspruch zu bejahen.
Wage unter Spannung zu leben.
Wage die Konfrontation mit der Leere.
Wage auf Granit zu beißen.
Verharre in Sturköpfigkeit. Gib nicht auf.
Ich spürte es in meinem Geist.
Ich spürte es in meinem Körper.
Mit jenen Worten schien jemand auf die berüchtigte Fernbedienung des Films “Click” gedrückt zu haben, so fühlte es sich an. Die Zeit um mich herum schien plötzlich still zu stehen. Absolut still. In mir ging sie wohl gefühlt weiter, obwohl auch ich erstarrt, wie leblos da gesessen haben muss. Was war es nur, das mein Inneres gefrieren ließ, als wäre meine Haut mit einem Mal nicht mehr als eine ausgestopfte Hülle, ausgestopft nicht mit Watte (oder was auch immer Tierpräparatoren für ihre Kunst verwenden), sondern mit altem, kaltem, pappigem Schnee? Alter Schnee?! War der Schnee schon immer da gewesen? Wurde er mir erst jetzt bewusst?
Und was war dieses merkwürdige zweite Gefühl, das sich gleichzeitig einstellte? Als wäre ich ertappt worden, als würde ich von irgendwo im unendlichen Universum genau beobachtet und dieser Jemand stellte soeben einen riesigen Parabolspiegel auf meine Koordinaten auf der Erde ein, ein paar µ-Sekunden weiter nach rechts, denn ich war ja in der Küche und nicht am Schreibtisch, ein paar µ-Sekunden weiter nach unten, denn ich saß gebeugt und stand nicht aufrecht, bis jener Parabolspiegel perfekt auf meine Seele eingestellt war, um dem Pappschnee mit irgendeiner mysteriösen Strahlungswärme den langsamen Garaus zu erklären, was war das? Ich spürte schon, wie die ersten verpappten Kristalle langsam und qualvoll vom Grauweißen ins Klare glitten, versuchten, durch die Poren zu flüchten um dann doch als winzige Schweißperlen von der Stirn zu verdunsten, nur einen winzigen Salzkrümel hinterlassend.
Und noch immer fragte ich mich, was genau diesen unerwartet geheimnisvollen Prozess wohl ausgelöst hatte.
Fortsetzung folgt.