Warum es aus missiologischer Sicht an der Zeit ist, mehr als der nette Nachbar zu sein.
Christen hängt ein wenig der Ruf des Altbackenen an. Um uns davon zu befreien, haben wir viel dafür getan, modern und peppig zu erscheinen. Leider ging das auf Kosten unserer missionarischen Wirksamkeit. Wir mögen zu fetzigen Gottesdiensten einladen können, doch wie leben wir persönlich dem Vereinskumpel oder der Kollegin Hoffnung vor? Was hinterlassen wir der jungen Generation außer einer ausgelutschten Welt und Sofas im Jugendraum? Es ist Zeit, dem fromm getünchten Mainstream-Atheismus abzuschwören und wieder kantig aus der Masse hervorzustechen. Nie war es wichtiger als heute, anders zu sein um ein herausragendes Vorbild sein zu können. Und angesichts aktueller Zahlen war es auch nie einfacher:
Diese kleine Bilderserie über höchst aktuelle Fakten* zeigt einen der größten Angstfaktoren unserer Zeit. Vermutlich wird er mit den Jahren sogar noch viel mächtiger werden. Hier liegt eine enorme missiologische Chance.
Um Vergebung bitten
Wir sind bekannt dafür, Sündenvergebung zu predigen, weil wir an den Sühnetod Christi glauben. Wie wäre es, in unserer Zeit mit gutem Beispiel voranzugehen und selbst um Vergebung zu bitten? Wir könnten auf die Knie gehen und öffentlich dafür um Vergebung bitten, dass vor allem unsere Generationen (also die Nachkriegsgenerationen inklusive meiner eigenen) maßgeblich zum unverantwortlichen Ressourcenverbrauch beigetragen haben. Gewiss, wir waren unwissend, doch das schützt vor Strafe nicht, so haben wir es selber oft genug gepredigt. Gemäß des Mottos “private Schuld, privates Bekenntnis – öffentliche Schuld, öffentliches Bekenntnis” wäre es angebracht, globale Bekenntisse abzulegen. Diese könnten auf viele verschiedene und kreative Weisen kommuniziert werden. Selbst um Vergebung bitten hätte enorme Vorbildwirkung und würde sicher zur Erhöhung unserer Glaubwürdigkeit beitragen. Demut käme auch bestimmt besser in der Gesellschaft an, als ständig die Leistungen der “Boomers” zu loben und die junge Generation permanent für ihre “Unfähigkeit” zu kritisieren.
Buße tun
Ein wesentlicher Teil unseres Evangeliums ist die Umkehr. Die Veränderung des Lebenswandels wird als Beweis eines wahren, innerlichen Gesinnungswandels gesehen. Wieviel Buße gönnen wir uns heute hoch? Wie sieht es mit unserem Konsumverhalten, unserer CO2- oder Methanbilanz, unseren tiefsten Werten aus? Wie fähig sind wir noch, unsere Gesinnung vom Geist Gottes erneuern zu lassen? Wie können wir glaubhaft unter Beweis stellen, dass wir es ernst mit der Erneuerung meinen? Wie groß ist unser Vorbild in Sachen täglicher Bekehrung?
Liebe üben
Ein glaubwürdiger Lebenswandel öffnet Tür und Tor für Gespräche, für Begegnung, für Erneuerung. Ein offenes Ohr und ein offenes Herz gefüllt mit Gnade und Nachsicht kann Wunder wirken, nicht selten in einer einzigen Begegnung.
Sprache finden
Wir müssen unser Vokabular und unsere Theologie zum Thema Hoffnung deutlich erweitern. Das ist der Zweck dieses Blogs und ich hoffe, meinen Teil dazu beitragen zu können.
Mutig sein
Wie Jesus müssen wir uns mutig gegen destruktive Mächte auflehnen. Mut deshalb, weil es einen hohen Preis fordern kann. Wir haben ein System geschaffen, dass sich selbst auffrisst, und die Mächtigen glauben ernsthaft, dass dieses System die einzige Alternative ist: Ein ständig wachsender Markt mit unbegrenzten Ressourcen. Wir Christen haben so ziemlich alles, um echte Alternativen zu leben. Wir sollten dieses Wort nicht zweifelhaften Parteien überlassen.
Frei sein
Wir sind keine Marionetten, sondern Gottes Ebenbilder. Als Erlöste müssen wir alles daransetzen, unseren Schöpfer widerzuspiegeln. Das bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen, den schmalen Pfad zu wählen, Leiden zu riskieren. Es heißt, Teil einer größeren Geschichte zu sein als der eigenen, die nach der Rente endet. Es bedeutet, eine Perspektive zu leben, die mehr sieht als Probleme. Es bedeutet, Gemeinschaften zu bilden, die stärker sind als politische und wirtschaftliche Macht, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Wenn wir wirklich an Gott glauben, müssen wir auch so leben, als ob er wirklich existiert. Tun wir das nicht, wird Glaube zur Tradition. Wir mögen vielleicht coole Gottesdienste anbieten, doch im Alltag bleiben wir unauffälliger Teil der großen Masse, versteckt und unerkannt. In Wahrheit muss unser Zeugnis mit einer prophetischen Vorstellungskraft strahlen, die jenseits allem liegt, was die Welt zu bieten hat – in dieser Welt, doch nicht von dieser Welt. Wenn wir es schaffen, wieder deutlich anders zu sein, könnten wir auch den folgenden Generationen ungeahnte Hoffnung und Motivation mit auf den Weg geben. Denn Hoffnung erfordert Sehnsucht, wie Walter Brueggmann sagt, und die obigen Zahlen wecken starke Sehnsüchte. Die Zeit ist also gekommen, Mission wieder ernst zu nehmen.
* Quellen:
https://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends/data.html
https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/indicators/global-and-european-temperature-9/assessment
https://datahub.io/core/sea-level-rise#data
https://climate.nasa.gov/vital-signs/sea-level/
https://ourworldindata.org/energy-production-and-changing-energy-sources
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