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… als Menschen. Eindeutig.

In Schweden raucht man traditionsgemäß wenig. Stattdessen genießen die Schweden lieber ihren Kautabak, Snus, der zwar kaum gesünder ist und auch nicht weniger abhängig macht, aber dafür den enormen Vorteil besitzt, nicht zu stinken. Die Raumluft bleibt selbst bei 12 versammelten und snusanden Menschen paradiesisch frisch – naja, jedenfalls verglichen mit nur einem Raucher, dem es mühelos gelänge, ausnahmslos jeden Kubikcentimeter für alle und jeden zu verpesten.

Die zahllosen Facetten der Globalisierung aber sorgten dafür, dass das Rauchen auch in Schweden immer populärer wurde – jedenfalls meine ich, allein in den letzten 15 Jahren einen klaren Trend zu beobachten. Im Gegensatz zum Snus, der in seiner losen Form nach Gebrauch wie ein Löffel Kaffeesatz aussieht, fallen beim Rauchen leider Kippen an, die nicht nur Asche verteilen (ein fast schon biblisches Symbol der Endlichkeit des Lebens), sondern auch Gestank (also die Unterschrift mangelnder Hygiene), obendrein Zigarettenstummel (die gleich der menschlichen Dummheit partout nicht verrotten wollen) und nicht zuletzt Feuer (eine Mahnung aus der Hölle, mit der wir zwar erstmal gerne inhalierend flirten, sie dann aber so weit wie möglich vom Leibe schnipsen und damit schon so manchen Flächenbrand auslösten).

Tête-á-Tête von Edvard Munch (1894).

Die schwedischen Behörden haben wirklich alles versucht, diesem Laster Herr zu werden. Schweden war eins der ersten Länder, das das Rauchen in öffentlichen Räumen wie Bars und Restaurants verbot. Überall stellte man Schilder auf, die uns ermahnen, keine Kippen fallen zu lassen. In Göteborg hat sogar jeder öffentliche Mülleimer einen eingebauten Aschenbecher. Doch was will man machen? Schließlich haben wir es hier mit dem Mensch zu tun, der sich zwar gerne für superfrei, wahnsinnig aufgeklärt, enorm vernünftig und hochgebildet hält, und doch mit seinem Verhalten regelmäßig das Gegenteil beweist. Entsprechend liegen die Kippen überall, plattgetrampelt vom aufgeklärten, vernünftigen und angeblich hochentwickelten Homo Sapiens. Warum? Nun, es sind diese kleinen, irrationalen Geschichten in unseren Hirnen, die sich jeder von uns permanent selbst zusammenschustert. Sie haben große Macht über uns und bestimmen unser Leben weit mehr als Fakten und Wahrheiten. Für mich ist das immer wieder eine traurige Einsicht. Männer gehen fremd, obwohl die Forschung weiß, dass gerade nach solchen erotischen Abenteuern Erektionsstörungen auftreten können. Wir rauchen trotz der Krebsgefahr. Wir reichern unsere Atmosphäre mit Gasen an, die uns weit mehr schaden als Nikotin, Hasch und Meth zusammen. Wir zelebrieren unsere Grillrituale ebenso ferngesteuert wie der Junkie seinen Schuss. Denn wir wissen nicht, was wir tun.

Das hat sich der schwedische Verhaltensforscher Christian Günther-Hanssen wohl auch gedacht. Es ist wahrscheinlich leichter, einem Tier beizubringen, den Dreck des Menschen wegzuräumen als den Verursacher selbst zur Vernunft zu bringen. In Södertälje trainiert er jetzt Krähen, die unachtsam weggeschnipsten Raucherstummel aufzuspüren, aufzulesen und für uns wegzuwerfen. Und zwar in einen speziellen Aschenbecher für Krähen, der sie für ihren Einsatz mit Erdnüssen belohnt.

Tiere für die Sünden des Menschen sühnen zu lassen ist eigentlich was ziemlich Alttestamentliches. Wir sollten heute sehr viel weiter sein. Ach, wäre unser Glaube doch nur so groß wie ein Senfkorn und unser Hirn so intelligent wie eine Krähe. Nicht umsonst nimmt die Bibel die Natur immer wieder als Vorbild für uns Menschen. Sollte es nicht eigentlich umgekehrt sein?! Doch wie sagte schon Jesaja: Scheinbar kennt nur der Ochse seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; wir aber kennen’s nicht, und Gottes Volk rafft nix. Krähen sind eben doch die intelligenteren Wesen.

In Schweden sammeln künftig Vögel die Kippen ein, weil der Mensch zu dumm dazu ist.

Gemälde oben: “Japanese Crows” von Wantanabe Seitei aus dem Album “Seitei Kacho Gafu” (1890-1891).

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marcusis@icloud.com

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