
Mit Besorgnis betrachte ich die Geschehnisse in der Welt zur Zeit. Mit Fassungslosigkeit beobachte ich, wie eine hochentwickelte Bildungskultur langsam und doch so schnell wieder zur Wüste werden kann. Es macht mich traurig zu sehen, wie viele Brüder und Schwestern im Herrn die Worte unseres Herrn, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist, so schnell vergessen und sich bereitwillig “im Namen des Herrn” vor den Karren politischer Ideologien spannen lassen. Es ist, als hätte man wieder einmal dieses eine, kleine, so entscheidende Wort überlesen, überhört, vergessen, verdrängt: “So soll es bei euch NICHT sein!” Wir sollen eben NICHT wie Könige und Machthaber herrschen und uns gleichzeitig “Wohltäter” nennen lassen. (Lukas 22,25-26). Kirche kann nicht Kirche sein, solange sie politische Macht genießt. Nur in der Opposition, als Randfiguren können wir wie unser Herr die Welt verändern. Doch die Versuchung ist zu groß. Wir wollen die Größten sein, nicht die Geringsten, wir wollen Vornehme sein, aber keine Diener. Und so begeben wir uns erneut auf den Pfad der Kreuzzüge, auf dem Macht und Glaube zu einer teuflischen Mischung werden. So geschieht es derzeit in dem Land, das mich einst Theologie lehrte. Es braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, dass auch wir bereits auf diesem Weg sind. Götzendienst überall, wenn auch keine Totempfähle mehr. Man verbeugt sich vor Status, Politik und Reichtum. Man kann “wichtig” nicht ohne “ich” schreiben. Oft fragt man sich, wen man eigentlich verherrlichen will.
Wachsamkeit ist das Gebot der Stunde. Und Demut. Das kann man nicht ohne “Mut” schreiben. Lassen wir uns weiter so treiben wie bisher, könnte uns eines Tages der berühmte Satz aus Matthäus 7,23 in den Ohren klingen.