(Foto: “Der innere Schweinehund” am Danteplatz in Kopenhagen”
“Manchmoi froagt ma si fei schoa“, wie man so wunderschön auf bayerisch sagen kann, warum der ganze Aufwand?! Einen guten Artikel zu formulieren kostet mich als nichtprofessionellen Schreiber mal mindestens zwei Stunden, und selbst dann ist es nur ein ziemlich kurzer Beitrag geworden. Die neueste Rechnung des Webhotels für diese Blogs beläuft sich außerdem – oh Schreck! – zum ersten Mal auf über 300 € für ein einziges Jahr, und dabei ist meine Leserschaft verschwindend gering, man könnte auch sagen: ” s’intressiert eh koa Sau“. Meine Expertise aus frommer Zukunftsforschung ist eine so winzige Nische, die man wie die Steinlaus mit dem Mikroskop suchen muss. Andere Themen gehen heutzutage enorm viel besser als ausgerechnet Theologie (schließt von allen potentiellen Lesern mal locker 90% aus) und Zukunft (schließt von allen verbleibenden nochmal mindesten 98% aus). Man muss im Netz ja nur mal danach suchen, wonach im Netz so alles gesucht wird, da kommen meine Themen noch nicht mal am Ende der Liste vor. Manchmal kann ich mich wirklich fragen, ob ich in Wahrheit vielleicht auch nichts anderes als ein Loriotwitz bin, den man sich zwar gerne mal anschaut und belächelt, sich dann aber wieder dem richtigen Leben zuwendet, den wirklich interessanten oder ernsten Sachen, jawoll. Mich hat mal ein Kollege bei Communitas gefragt (also, das muss ich hinzufügen, ein Kollege, der immer wieder als Redner eingeladen wird, der aber auch mehrere Bücher geschrieben und eine sehr gut frequentierte und diskutierte theologische Webseite betreibt), der hat mich also gefragt: “Marcus, what is your legacy?” Zu deutsch: Was ist dein Vermächtnis? Er meinte damit, mit welchen Leistungen ich wohl mal die (Kirchen-)Geschichte eingehen würde. “Ja, des frog’ i mi a“, dachte ich da, doch als gesprochene Antwort fiel mir spontan nichts Blöderes ein als: “Mein Blog vielleicht?!” Für ihn als erfolgreichen Blogger und Webseitenbetreiber war das natürlich eine höchst zufriedenstellende Antwort. Wer aber die ganze Wahrheit, das heißt das größere Bild, das heißt meine Leserzahlen kennt, merkt sofort, das war wirklich eine Art blöder Loriotwitz. Format Jodelschule – hier hab ich halt was Eigenes. Ein Witz, den selbst ich belächele.
Zu alledem kommt ja noch hinzu, dass ich so etwas wie eine Gabe habe, die mich in die Zukunft schauen lässt. Nein, nein, ich kann nicht hellsehen! Ich kann bloß voraussagen, dass bei 2 x 2 mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit 4 herauskommen wird. Vor Jahren, in einem alten Videoclip, hatte ich zum ersten Mal gewagt, mehr oder weniger öffentlich auszusprechen, dass bei der Klimakrise, ein wenig komplizierter als 2 x 2, mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit das volle Potential der biblischen Apokalypse rauskommen wird. Und siehe da, 2 x 2 = immer noch 4. Echt keine Kunst also. Heute sehen wir in den Nachrichten, wie Berge zusammenbrechen und Inseln verschwinden. Offenbarung 16:20, ein merkwürdiger Vers, jahrhundertelang praktisch völlig unvorstellbar, ist jetzt gerade sozusagen live in den Medien. Passieren tut deshalb aber so gut wie nichts. Wen kümmert schon die Offenbarung. Schweden, Finnen, Italiener wählen da lieber Populisten, die ihnen “Normalität” versprechen (viel Erfolg mit den Bergen und Inseln übrigens!), Deutsche jammern lieber hingebungsvoll über Wärmepumpen, von denen sie so viel Ahnung zu haben scheinen wie eine Kuh vom Slalom, und überhaupt scheint vor allem meine ganze Generation mit der drohenden Apokalypse gerade Null bis gar nichts am Hut zu haben. Völlig faktenimmun macht man einfach mal weiter à la 1980’er, als wäre in der Zwischenzeit nix passiert. Gar nix. Man redet nicht drüber und ignoriert es. Es könnte ja unseren menschenverdammten Wohlstand stören.
Für mich ist das, wie soll ich sagen, so eine Art persönlicher Doppelwumms vor den Bug. Erst versucht man ein ganzes Jahrzehnt, moderne Menschen mit viel Geduld und Kreativität für die Gute Nachricht der Bibel zu begeistern, doch die tun das alles nur als Erfindung und mittelalterlichen Machtmissbrauch ab. Das schmerzt schon mal. Dann kommt die Klimakrise um die Ecke, diesmal mit mathematischem Update gegen eins der größten atheistischen Gegenargumente: “Es gibt keine Hölle, alles nur erfunden!” Die Klimakrise also, nun mit wissenschaftlich beweisbarer Hölle, deren Vermeidung ebenfalls nur durch massive Umkehr zu vermeiden ist, doch keinen interessiert’s. Wieder mal. Christen inklusive. Umkehr – nein danke. Das doppelschmerzt. Je länger, desto heftiger. Warum also, sagt es mir bitte, meine imaginären Leser, sollte ich nochmal über 300€ investieren und weiterschreiben, was eh keiner liest?
Vielleicht ja auch gerade deswegen. Eben weil es keiner liest, aber dennoch öffentlich ist. Um ein Zeichen zu setzen, beziehungsweise zwei. Oder noch mehr. Ein Zeichen, dass ich nicht aufgebe, obwohl mir manchmal danach zumute ist. Ein Zeichen, dass ich am Evangelium festhalte, gerade weil es sich in schlimmen Zeiten immer mitentwickelt und deshalb immer Gute Nachricht bleibt. Ein Zeichen, dass eben nicht alle Christen von vorgestern sind, was mir so oft erklärt wird. Und dazu muss man sich formulieren können, man muss Worte finden, Bilder, Vergleiche, man muss das Kommunizieren des alten doch immerneuen Evangeliums in neuen Zeiten immer wieder ganz neu lernen. Für mich geschieht das eben hier. Diese Blogs sind mein Sprachkurs, mein gläserner Proberaum, mein öffentliches Tagebuch. Nichts davon ist kostenlos, doch nach all den Jahren sehe ich ein, dass es den teuren Preis vielleicht trotzdem Wert ist.
Ok also. Damit wäre ein weiterer Artikel fertig.
Nach dem Artikel ist vor dem Artikel.
Back’ m’ers.
PS: Nein, es gibt keine kostenlosen Bloganbieter. Man bezahlt entweder mit Geld oder Seele. Dann lieber Geld.