Walter Brueggemann ist sicher kein leicht zu lesender Theologe. Vor allem, weil er Experte für das Alte Testament ist, und das AT ist heute nicht mehr ganz so populär unter modernen Christen. Doch Brueggemann gelingt es, eine kräftige, fast schon überwältigende Theologie des Zeugnisses zu entwickeln, die allein im alten AT verwurzelt ist und dennoch zeitlos bleibt. Es geht nämlich um die große Frage, welchen Wahrheiten und Lügen Gesellschaften ihren Glauben schenken – und damit die Werte zahlloser Individien beeinflussen, die eine Gesellschaft bilden. Schließlich glaubt jeder Mensch gleich viel. Selbst der Atheist glaubt nicht weniger als der Imam, nur der Inhalt unterscheidet sich ziemlich drastisch. Was auch immer wir wählen zu glauben, unser Glaube steuert immer und überall unser Denken und Handeln. Und hier stellt Brueggemann die herausfordernde Frage: Zu welchem “Gegenzeugnis” ist das Volk Gottes wirklich berufen?