Jammern und Unzufriedenheit ist Standard im Kontinent des Überflusses. Jesus nachzufolgen bedeutet deswegen vor allem auch, sich ganz bewusst in Dankbarkeit zu üben. (Foto: istock) |
Thanksgiving – ein etwas anderes Erntedank. In Schweden geht wohl niemand mehr zum Erntedank in die
Kirche, warum auch, im Supermarkt biegen sich schließlich die Regale, und darauf haben wir ja auch ein Recht. Ich bin selbst in einer Überflussgesellschaft groß geworden; die Erzählungen aus der damaligen DDR, wo man angeblich für Lebensmittel Schlange stehen musste und es noch nicht mal Bananen gab, waren weit jenseits meiner kindlichen Vorstellungskraft. Man wurde groß mit der Einstellung, dass es völlig normal sei, wählen und umtauschen zu können. Natürlich darf man sich natürlich jederzeit beschweren, wenn irgendwas mal nicht den hohen Erwartungen entsprach. Schließlich haben wir ein Recht darauf, schön, gesund und reich zu sein, auf 30 Tage Urlaub mit perfektem Service, auf millionenteure Krankenversorgung, die nichts kosten darf, dass der Partner allen Erwartungen entspricht – kurz gesagt, es steht uns doch wohl mindestens zu, dass uns (wie es letzte Woche in Mainz jemand so treffend sagte) “die Sonne aus dem Arsch scheint“.
Alles, was nicht perfekt ist, wird bejammert; alles was perfekt ist, ist ja wohl das Mindeste. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir haben Dankbarkeit verlernt. Wie eine verlernte Sprache müssen wir stotternd und stammelnd neu lernen, Danke zu sagen. Und genau wie eine Fremdsprache erst dann fließend gesprochen werden kann, wenn man sie im Gefühl hat, so muss Dankbarkeit im Herzen, und weniger im Kopf empfunden werden. Doch immer fängt es im Kopf an.
Seit Jahren schon haben wir die amerikanische Thanksgiving-Tradition adoptiert und angepasst. So auch am vergangenen Sonntag. Wir nutzen dieses in den USA sehr groß gefeierte Fest aus, um zu etwas Ungewohntem einladen zu können. In einem sehr festlichen Rahmen genießen wir ein typisches Thanksgiving-Buffet, mit allem, was dazu gehört. In der Regel hören wir etwas über die Geschichte dieses Festes, welches mit den ersten Tagen der heutigen USA zu tun hatte. Vor allem aber wollen wir uns in Dankbarkeit üben, und jeder hat Gelegenheit, Dinge aufzulisten, für die man dankbar ist. Unser Thanksgiving mag nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, doch jeder Tropfen Dank ist wichtig, für jede gute Sache. Denn schließlich heißt es:
Küchenfeen und Dekohelfer machten das H2O-Thanksgiving zu einem echten Erlebnis. |
“Wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat. Hüte dich, dass dein herz sich nicht übethebt und du den Herrn, deinen Gott vergisst!”