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(Foto: eigen)
Trauer ist die Verarbeitung schmerzhafter Tatsachen, denen man sich gezwungenermaßen stellen muss. Meist trauert man widerwillig. Doch Jesus macht diese unerhörte Aussage, dass ausgerechnet die Trauernden glücklich zu preisen seien. Vielleicht deswegen, weil ein Trauernder den Gefühlen Gottes am allernächsten steht. Tagtäglich wird Er verlassen, geschlagen, verschmäht. Der irdische Körper Gottes, die Gemeinde, wird täglich verfolgt, gefoltert, getötet. In den Ländern, wo man nichts von Christenverfolgung mitkriegt, will man eigentlich auch gar nicht wissen, wie sehr der Körper des eigenen Herrn immer noch vergewaltigt wird. Wo seinerzeit Jesus höchstpersönlich Prügel dafür eingesteckte, dass er die Gnade nach Israel trug, so müssen wir heutzutage die noch fehlenden Schläge dafür einstecken, dass wir die Gnade in den Rest der Welt tragen sollen. Und jeder einzelne Kinnhaken, den auch nur einer der geringsten Brüder oder Schwestern einstecken muss, trifft Jesus höchstpersönlich mitten ins Gesicht. Und außerdem sieht Er tagtäglich alle die ohne Ihn sterben, denen Er eigentlich vergeben will, weil sie nicht wissen, was sie tun. Zum Glück bin ich nicht Gott, denn wenn ich es wäre, so wäre ich zutiefst verzweifelt. Es bleibt dabei: Wer trauert, empfindet wie Jesus und ist ihm damit unweigerlich ganz besonders nahe. 
Letzte Woche waren hier Herbstferien und ich hatte mir eine Woche frei genommen. Unter rein menschlichen Gesichtspunkten wäre ich dafür auch glücklich zu preisen gewesen. Doch wie sich zeigte, wollte sich die Freude darüber nicht einstellen. Stattdessen wurde mir nun, wo es keine Termine, Treffen und Vorbereitungen gab und ich Zeit zum Lesen, Ruhen und Rausgehen hatte, eine schmerzhafte Tatsache bewusst, der ich mich widerwillig stellen muss: Das Interesse westlicher Menschen des 21. Jahrhunderts an Jesus und christlichen Standpunkten geht erschreckenderweise gegen Null. 
Wie schon ziemlich viele Einträge dieses Blogs zeigen, sah ich den schweren Knüppel dieser Einsicht schon lange Kurs auf meinen Schädel nehmen, doch bislang dachte ich immer noch, mit Geschick und Tücke könnte ich dem nahenden Schlag in geistlich eleganter Weise vorbildlich ausweichen. Letzte Woche kam er dann, der dröhnende der Aufschlag. Eine gelungene Vorderhand direkt auf meine Melone: Wer Jesus nicht schon kennt, der kümmert sich auch nicht. Es ist gerade wie bei Paulus, der auf dem Aeropag eine perfekt kontextualisierte Rede für die Athener hervorzauberte, ihre Sprache sprach, ihre Beispiele benutzte und seine “Kontakte” genau da abholte, wo sie sich befanden – ach, was kann man nicht alles von Paulus lernen in dieser phantastischen Rede in Apg 17. Heute lerne ich vor allem eins: Sobald Paulus auf Jesus zu sprechen kommt, wenden sich seine Hörer auf dem Fuße um: ach, doch nicht so ein Blödsinn bitte, nein also wirklich, ein andermal vielleicht, und so weiter. Wie das antike Athen so auch die Postmoderne. Paulus reiste weiter. Ich bleibe da und kühle erstmal meine Beule. 
Nein, nein, ich bin keinesfalls erschlagen und “i lieg aa ned am Ruckn” (wie Ludwig Hirsch es wohl sagen würde) – aber ein bisschen Trauerarbeit muss ich schon auch leisten. Vielleicht bin ich ja jetzt auch glücklich zu preisen. Die Erwartung, ein Rezept zu finden, wie auch in der Postmoderne viele wachsende, sich multiplizierende Gemeinden gegründet werden können, scheint so etwas wie ein Traum gewesen zu sein, aus dem ich nun aufgewacht bin. Sich das gezwungenermaßen einzugestehen tut schon weh. Ich nehme einmal an, dass Gott das gewusst haben muss, als Er uns in diese Aufgabe berief. Er berief uns trotzdem. Doch wie Rocky Balboa mit seiner durch fünf Filme weichgeklopften Birne noch erstaunlich weise sagen konnte – es geht nicht darum, wie fest man schlagen kann, es geht darum, wie fest man geschlagen werden kann und trotzdem immer wieder aufsteht. Das macht Sieger aus. Wie wahr. Das hätte fast von Paulus kommen können. 

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marcusis@icloud.com

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