Wenn über Wochen nichts oder nur wenig auf meinem Blog zu lesen ist, dann ist das kein gutes Zeichen. Denn Blogartikel schreibe ich in erster Linie für mich selbst, weniger für die Öffentlichkeit. Ich schreibe als Übung zum Ordnen meiner unfertigen Gedanken. Der Blog ist mein Canvas. Wenn hier also nicht gekleckst wird, dann gab’s auch keine unfertigen Gedanken. So einfach ist das. Dann gab es nur fertige Gedanken. Das ist schlecht. Denn fertige Gedanken sind nicht nur schon da und geboren, sie sind schon lange da. Alt sind sie. Alte Bekannte.
Fertige Gedanken sind längst aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Sie sind erwachsen, kennen den Ernst des Lebens. Haben Erfahrung und Falten, aber nichts Spielerisches mehr. Fertige Gedanken erwartet man von einer Kanzel. Von einem fertigen Prediger.
Unfertige Gedanken sind hingegen wie Kinder. Sie sind laut und springen herum. Sie haben Zeit, viel Zeit. Und sie brauchen Zeit. Zeit zum Spielen. Zum Ausprobieren. Zeit zum Entdecken. Und zum Heilen, wenn man sich mal wieder blutig geschlagen hat. Denn unfertige Gedanken sind ungestüm. Überschätzen sich gerne und dann fallen sie auf die Nase. Deshalb lässt man sie ja auch nicht auf die Kanzel. Da könnten sie herumturnen und die ganze fertige Gemeinde verunsichern.
Wenn es also lange nichts auf meinem Blog zu lesen gibt, dann bin ich fertig. Nicht, weil es nichts Neues in meinem Leben gäbe. Oh nein. Es gibt jede Menge Neues. Neulich erst. Da war ich in Amerika. Da gibt es unendlich viel Neues. Ich sah, wie echte Hunde echte Hundehaufen auf kostbaren Kunstrasen schissen. Das war mir neu. Darüber hätte man einen wunderbaren Blogpost schreiben können: Echter Kot in Cyberwelten. Darin stecken so viele unfertige Gedanken!
Doch wenn man gerade in einer Zeitzone auf der anderen Seite gelandet ist, denkt man nicht unfertig. Man denkt, was man kennt, und was man kennt, ist bekannt. Im Westen nichts Neues: Hundehaufen auf grün. Na und? Wen kümmert’s. Ach, wie langweilig!
Gestern hatte ich nach über vier Wochen meinen ersten Ruhetag. Endlich. Oh Herr, vergib. Doch siehe da: Nur ein einziger Tag ohne Verpflichtungen und schon sprießt der erste Blogpost. Deswegen hat der Herr den Ruhetag gesegnet. Ruhe zeugt Neues und Er will, dass alle Unfertigen zu ihm kommen, weil der Himmel ihnen gehört.